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Zahl der Adoptionen unklar Kommission in Südkorea legt weitere Beweise für Zwangsadoptionen vor

(Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa)

Eine südkoreanische Untersuchungskommission hat weitere Beweise für Zwangsadoptionen während der Zeit der Militärregierungen gefunden. In einer ganzen Reihe von Fällen seien die Kinder den Insassinnen von Einrichtungen für sogenannte Landstreicher weggenommen worden, sagte Ermittler Ha Kum Chul. In den meisten Fällen habe es sich um Neugeborene gehandelt, die an zwei Adoptionsagenturen weitergegeben wurden, die sie dann an Familien in den USA, Dänemark, Norwegen und Australien vermittelten.

Die meisten Säuglinge wurden Ha zufolge noch am Tag ihrer Geburt oder am Tag danach an die Agenturen weitergegeben, was darauf hindeute, dass ihre Adoptionen bereits vor der Geburt geplant waren. Die Mütter hätten sich den Aufzeichnungen zufolge mit einer Adoption ihrer Kinder einverstanden erklärt, sagte Ha. Es gebe aber Hinweise, dass einige von ihnen unter Druck gesetzt worden seien. So seien einer 42-Jährigen psychische Probleme unterstellt worden, weil sie ihr Kind nicht weggeben wollte. Später habe sie dann doch zugestimmt.

Die Wahrheits- und Versöhnungskommission wurde eingesetzt, nachdem Recherchen der Nachrichtenagentur AP von 2019 ergeben hatten, dass die angeblichen Landstreicher in den 70er und 80er Jahren oft von der Straße weggeholt und zu Tausenden in Einrichtungen untergebracht wurden, wo sie versklavt und oft vergewaltigt, geschlagen oder getötet wurden. Die AP fand zudem direkte Beweise dafür, dass 19 Kinder von Insassinnen solcher Häuser zur Adoption freigegeben wurden, in 51 weiteren Fällen gab es zumindest Hinweise darauf. Ermittler Ha sagte, die Zahl der insgesamt so adoptierten Kinder sei nur noch schwer festzustellen. Für 1985 und 1986 könne er 20 Adoptionen nachweisen.

Seit Beginn der Militärherrschaft in Südkorea 1960 sind etwa 200 000 Südkoreaner in die USA, nach Europa und Australien adoptiert worden. Die meisten Adoptionen fanden in den 1970er und 80er Jahren statt, als Südkoreas damalige Militärführung sich auf wirtschaftliches Wachstum konzentrierte und Adoptionen als Mittel betrachtete, die Zahl der zu ernährenden Menschen zu verringern, das "soziale Problem" unverheirateter Mütter zu beseitigen und die Beziehungen zu westlichen Staaten zu vertiefen.

Die Kommission hat auch eine separate Untersuchung der Fälle von 367 koreanischen Adoptivkindern in Europa, den Vereinigten Staaten und Australien vorgenommen, bei denen der Verdacht besteht, dass ihre biologische Herkunft manipuliert wurde, um ihre Adoption zu erleichtern. Die Kommission wird voraussichtlich im Laufe dieses Jahres einen Zwischenbericht dazu vorlegen. In Schweden und Dänemark haben die Behörden Tausende Adoptionen von Kindern aus Südkorea untersucht und dabei systematische Rechtsverstöße festgestellt.

Quelle: ntv.de, AP

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