Analyse des DIW Studie zeigt komplexeren Wandel auf dem deutschen Arbeitsmarkt als angenommen
22.10.2025, 11:20 Uhr
Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt in Sachsen-Anhalt. (Symbolbild)
(Foto: Uwe Zucchi/dpa)
Der Wandel auf dem deutschen Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahrzehnten ist einer neuen Studie zufolge komplexer als lange angenommen. Neben dem klassischen Strukturwandel von der Industrie zu Dienstleistungen treiben zwei weitere Faktoren die Entwicklung maßgeblich an, wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. Dies seien die Zunahme von Dienstleistungstätigkeiten innerhalb aller Branchen und ein steigender Bedarf an Hochqualifizierten. Das zeige eine Analyse der Beschäftigtendaten in Westdeutschland von 1975 bis 2017.
Die Autoren der Studie stellen fest, dass sich nicht nur die Nachfrage nach Berufen, sondern auch die Aufgaben innerhalb der Berufe ändern. Analytische und interaktive Tätigkeiten gewännen an Bedeutung, während routinemäßige Aufgaben durch Automatisierung und Digitalisierung verdrängt würden. Die Arbeitsmarktpolitik müsse sich daher stärker an konkreten Aufgabenprofilen und regionalen Gegebenheiten orientieren. Insbesondere Beschäftigte mit mittleren Qualifikationen benötigten gezielte Angebote zur Weiterbildung, um nicht zwischen den Anforderungen an Hochqualifizierte und dem Druck durch Automatisierung aufgerieben zu werden.
Den Forschern zufolge lassen sich nur zwei Drittel des Beschäftigungsabbaus in der Industrie auf den reinen Strukturwandel zurückführen. Ein erheblicher Teil sei auf veränderte Aufgaben und einen höheren Bedarf an Qualifikationen innerhalb der Industriebetriebe zurückzuführen. Während die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe im untersuchten Zeitraum um 26,1 Prozent schrumpfte, legte sie im Dienstleistungssektor um 69,8 Prozent zu. Besonders stark profitierten Hochqualifizierte, deren Zahl um 128 Prozent wuchs, während die Zahl der Geringqualifizierten um fünf Prozent zurückging.
Quelle: ntv.de, rts