Keine Fusion von US-Kabelkonzernen 45-Milliarden-Dollar-Übernahme abgeblasen
24.04.2015, 19:04 Uhr
Sorgen, die Übernahme von Time Warner Cable könnte Comcast zu viel Macht über das Internet geben, hatte Proteste in den USA ausgelöst.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Es wäre die größte und umstrittenste Übernahme der Medienbranche seit Jahren geworden. Mit dem Zukauf hätte der US-Kabelbetreibers Comcast nicht nur viel Macht über den Fernsehmarkt, sondern auch über das Internet bekommen. Nun ist der Deal abgesagt.
Der größte Deal in der US-Medienbranche seit Jahren ist nun offiziell vom Tisch. Nach Widerstand der Regulierungsbehörden hat Comcast die Übernahme des US-Kabelnetzbetreibers Time Warner Cable (TWC) für 45,2 Milliarden US-Dollar abgesagt.
Das Scheitern des Deals ist eine spektakuläre Kehrtwende. Denn viele Analysten hatten der Transaktion bei der Bekanntgabe im Februar 2014 noch sehr gute Chancen für eine Genehmigung durch die Behörden eingeräumt.
Der Zusammenschluss hätte die Medienlandschaft in den USA komplett umgekrempelt und wohl eine Konsolidierungswelle in der Branche nach sich gezogen. Letztere könnte aber immer noch kommen, denn nun ist der Weg wieder frei für einen anderen Bewerber. Kreisen zufolge ist Rivale Charter Communications nach wie vor interessiert an Time Warner Cable. Charter bemühte sich um TWC, bevor Comcast dazwischen funkte.
Verbraucherschützer sind erleichtert
"Die Entscheidung der Unternehmen, diesen Deal abzubrechen, ist das beste Ergebnis für die amerikanischen Verbraucher", sagte US-Justizminister Eric Holder. In den Augen der Kartellwächter hätte Comcast durch die Fusion zu viel Marktmacht beim Kabelfernsehen und bei Internetzugängen bekommen. Bereits heute ist der Konzern mit 21,7 Millionen Kabelfernsehkunden und 20,7 Millionen Breitband-Internet-Kunden die Nummer eins in den USA. TWC bringt es immerhin auf elf Millionen Kunden.
Eine besondere Sorge der Aufsichtsbehörden war den Kreisen zufolge, wie die noch in den Kinderschuhen steckende TV-Streaming-Branche vor dem durch den Deal entstehenden Breitbandkoloss geschützt werden soll. So machen viele Unternehmen aus der Internet- und Medienbranche Front gegen den Deal. "Ich kenne keinen aus der Branche, der heute nicht zufrieden ist", sagte ein Branchenveteran. Auch Verbraucherschützer haben gegen die Übernahme opponiert.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/DJ