Kampf um politischen Einfluss Airbus will in US-Luftfahrt-Lobby
05.09.2012, 13:24 Uhr
Trotz tausender Jobs und Milliardenaufträgen: Airbus darf nicht in die US-Luftfahrt-Lobby.
(Foto: REUTERS)
Die Staatsbeteiligungen an EADS fallen der Flugzeugtochter Airbus in den USA auf die Füße. Dem Boeing-Konkurrenten wird die Aufnahme in den US-Luftfahrtverband verweigert. Dieser setzt sich bei der US-Regierung für Ausgaben ein, die in der Luftfahrtindustrie Jobs sichern und neue Technologien voranbringen sollen.
Der europäische Flugzeughersteller und Boeing-Konkurrent Airbus kämpft um eine Mitgliedschaft im einflussreichen Verband der US-Luftfahrtindustrie. Die Muttergesellschaft EADS habe das Recht auf einen Platz in der Lobby-Gruppe, weil Airbus in seinen US-Fabriken Tausende Arbeiter beschäftige und selbst der größte Exportkunde der Branche sei, argumentieren die Europäer, die mit dem US-Konzern Boeing in hartem Wettbewerb stehen. Doch mit dieser Forderung beißt Airbus bei dem traditionsreichen Branchenverband AIA auf Granit. Die Mitgliedschaft sei nur Unternehmen ohne ausländische Staatsbeteiligung vorbehalten, betonte AIA-Chefin Marion Blakey.
"Unser Ziel ist es, die Interessen der US-Industrie zu vertreten", sagte Blakey. Es sei nicht akzeptabel, dass andere Länder über ihre Lobby-Gruppe Einfluss auf die Washingtoner Regierung bekämen. EADS gehört zu 15 Prozent Frankreich, während Deutschland die Übernahme von bis zu 12 Prozent an EADS vorbereitet. Blakey fügte hinzu: "Vergessen sie nicht, dies ist die Aerospace Industries Association of America." Der Verband gehe schließlich auf US-Luftfahrtpioniere wie Orville Wright zurück, die die AIA vor schon fast hundert Jahren gegründet hätten.
Airbus fühlt sich übergangen
Der Verband setzt sich in der US-Regierung für Ausgaben ein, die in der Luftfahrtindustrie Arbeitsplätze sichern und neue Technologien voranbringen sollen. Auch über Rüstungsprojekte spricht die AIA regelmäßig mit Vertretern aus Washington. Analysten zufolge haben Airbus und Boeing bei vielen Themen wie Flugsicherheit und Luftverkehrsmanagement dieselben Interessen.
Für Airbus wäre die AIA-Mitgliedschaft eine Möglichkeit, seine Präsenz in den USA zu stärken und den erbitterten Streit um Aufträge für Tankflugzeuge zu den Akten zu legen. Auch könnten Handelskonflikte mit Boeing in einem anderen Licht erscheinen.
Airbus wies Befürchtungen zurück, europäische Staaten könnten durch die AIA in Washington Einfluss in sensiblen Fragen wie der Rüstung gewinnen. Schließlich hätten die Europäer ausreichend diplomatische Kanäle zur Verfügung, um ihre Positionen zu vertreten, sagte der Chef von Airbus America, Barry Ecclestone. Airbus erfülle sämtliche Bedingungen für eine AIA-Mitgliedschaft, die Ablehnung sei nicht nachvollziehbar. "Wir kaufen jährlich für 12 Mrd. Dollar Sachen von US-Luftfahrtunternehmen, von denen praktisch alle Mitglieder in Marions Organisation sind", fügte Ecclestone hinzu.
Quelle: ntv.de, rts