VW-Machtkampf beendet? Alle gegen Piëch
01.05.2015, 16:31 Uhr
VW-Großaktionär Ferdinand Piëch allein zu Haus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Piëch hat sich im Machtkampf bei Volkswagen vielleicht das letzte Mal aufgebäumt. Der mächtige Betriebsrat distanziert sich vom Patriarchen. Niedersachsens Premier Weil will das Kapitel beenden. Das Verhältnis werde vielleicht irgendwann wieder besser.
Pünktlich zum verlängerten Wochenende hat es VW-Patriarch Ferdinand Piëch noch einmal wissen wollen: Was er von der Konzernentscheidung, seine Nichten in den Aufsichtsrat zu holen, hält, posaunte er über einschlägige Kanäle gleich in die ganze Nation hinaus. Das Echo dürfte ihm nicht gefallen haben.
Der Konzern ignorierte seinen Großaktionär. Der Entscheidung sei nichts hinzuzufügen. Der einflussreiche Volkswagen-Betriebsrat stärkte dem Vorstand den Rücken. Er versicherte den neuen Aufsichtsratsmitgliedern des Dax-Konzerns seine volle Unterstützung. Der bis vor kurzem noch unangefochtene Herrscher über Volkswagen wird im Konzern damit zunehmend abgekanzelt.
"Wir begrüßen diesen Schritt der Komplettierung und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Frau Kiesling und Frau Julia Kuhn-Piech", sagte ein Sprecher des Betriebsrats. "Frau Julia Kuhn-Piech kennen und schätzen wir bereits aus der Zusammenarbeit bei MAN Truck and Bus und in der Salzach Privatstiftung."
Die nächste Generation im Aufsichtsrat
Europas größter Autohersteller hatte zuvor mitgeteilt, das Amtsgericht Braunschweig habe auf Antrag des VW-Vorstands die beiden Frauen mit sofortiger Wirkung in das Kontrollgremium bestellt. Sie sollen das Ehepaar Ferdinand und Ursula Piëch ersetzen.
Im Interview mit der "Bild"-Zeitung widersprach Piëch der Berufung seiner beiden Nichten. Wie es heißt, kritisierte der Porsche-Enkel die mangelnde fachliche Kompetenz seiner beiden Verwandten in der Autoindustrie. Aber Piëchs Veto verhallte. Laut "Bild" wollte er den ehemaligen Linde-Chef und jetzigen Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle sowie die frühere Siemens-Managerin Brigitte Ederer auf den Posten sehen.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betrachtet das Kapitel Machtkampf nach den Neubesetzungen im Aufsichtsrat derweil für beendet. "Die Entscheidungen sind getroffen, das Registergericht Braunschweig hat den Aufsichtsrat nach dem Rücktritt von Professor Piëch und seiner Frau wieder vervollständigt", sagte der SPD-Politiker ebenfalls der "Bild"-Zeitung.
Weil zieht Schlussstrich
Interne Diskussionen zwischen den Mitinhaber-Familien Piëch und Porsche wollte er nicht kommentieren. Es sei wichtig gewesen, dass sich der VW-Konzern ungeachtet der zuletzt guten Quartalszahlen nach den Führungsdiskussionen der letzten Wochen "auf das Geschäft konzentriert", sagte Weil der Zeitung.
Er gehe nicht davon aus, dass es einen dauerhaften Schaden für Volkswagen und das Image des Konzerns geben werde. Freuen würde er sich, "wenn es gelänge, nach einer gewissen Zeit wieder zu einem guten sachlichen Verhältnis mit Professor Piëch zu kommen". Für die Zukunft sei der Volkswagen-Konzern gut gerüstet.
"Volkswagen ist eine Perle der deutschen Industrie", sagte Weil weiter. Dies liege nicht zuletzt daran, dass das Unternehmen mehr als 10 Milliarden Euro jährlich in die Sparten Forschung und Entwicklung investiere. Dies sei auch "ein Verdienst von Professor Winterkorn".
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa