Viele Jugendliche ohne Job Arbeitsmarkt spaltet Europa
31.01.2012, 13:47 Uhr
Arbeitslose warten im spanischen Malaga vor einem Arbeitsamt.
(Foto: REUTERS)
Unterschiedlicher können die Entwicklungen in Europa kaum sein: Während in Deutschland die Arbeitslosigkeit auf vergleichsweise niedrigem Niveau verharrt, sieht es auf dem Arbeitsmarkt in anderen Ländern düster aus. Vor allem die Jugendarbeitslosigkeit ist dort alarmierend.
Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone verharrt auf ihrem Rekordhoch. Im Dezember lag sie bei 10,4 Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Damit waren in den 17 Euroländern 16,5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote für alle 27 EU-Länder betrug den Angaben zufolge im Dezember 9,9 Prozent. Das entspricht 23,8 Millionen Arbeitslosen.
Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine höchst unterschiedliche Entwicklung. So liegt die Arbeitslosigkeit mit 5,5 Prozent in Deutschland auf einem vergleichswiese niedrigen Niveau. Die EU-Statistiker berechnen die Arbeitslosenquote nach anderen Kriterien als die deutsche Bundesanstalt für Arbeit. Bei den Eurostat-Zahlen handelt es sich um saisonbereinigte Daten, die gemäß den Kriterien der International Labour Organization (ILO) ermittelt werden.
Der Bundesagentur für Arbeit sieht eine höhere Arbeitslosenquote in Deutschland als die Eurostat-Statistiker. Der Behörde zufolge waren im Januar 7,3 Prozent arbeitslos. Sie spricht dennoch von einem "Job-Boom" und geht davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in den kommenden Monaten fortsetzt.
Spanien mit höchster Quote
In anderen Ländern der Eurozone stellt sich die Situation allerdings völlig anders dar. So erreichte die Arbeitslosenquote in Italien 8,9 Prozent und kletterte damit den höchsten Stand seit 2004. In Frankreich liegt die Quote bei knapp zehn Prozent.
Bei den unter dem Rettungsschirm geschlüpften Ländern sieht es angesichts der Sparmaßnahmen noch schlechter aus: In Portugal waren im Dezember 13,6 Prozent ohne Job und in Irland 14,5 Prozent. Für Griechenland liegen noch keine aktuellen Zahlen vor, im Oktober lag die Arbeitslosenquote dort bei 19,2 Prozent. Die höchste Arbeitslosigkeit verzeichnet Spanien mit einer Quote von 22,9 Prozent.
OECD fordert EU zum Handeln auf
Wie dramatisch die Situation in einigen Ländern ist, zeigt ein Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit. In Deutschland fiel sie im Dezember auf 7,8 Prozent und liegt damit so tief wie in keinem Euro-Land. Dagegen ist fast die Hälfte der Spanier unter 25 ohne Job, in Italien fast ein Drittel. Auch Frankreich hat hier ein großes Problem: Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 23,8 Prozent. Im gesamten Euroraum beträgt sie 21,3 Prozent.
Damit findet mehr als jeder Fünfte Jugendliche in Europa keinen Job. "Wir verlieren nicht nur eine ganze Generation", sagte EU-Sozialkommissar László Andor Mitte Dezember. "Das bringt auch wirtschaftliche Kosten mit sich." Durch die Wirtschaftskrise verschlimmere sich die Situation täglich.
Betroffen sind nach Angaben der Brüsseler Behörde nicht nur gering qualifizierte Arbeitssuchende sondern zunehmend auch junge Akademiker. Mehr als ein Viertel der jungen Arbeitssuchenden ist langzeitarbeitslos und findet seit mehr als einem Jahr keine Stelle.
Die OECD forderte die EU allen Sparprogrammen zum Trotz zu entschlossenem Handeln gegen die Jugendarbeitslosigkeit auf. Notwendig seien staatliche Programme zur Förderung von Wachstum, Beschäftigung und Ausbildung, sagten die Arbeitsmarktexperten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Quelle: ntv.de, jga/rts