Grippeviren in Griechenland Arzt bremst Stournaras aus
25.10.2012, 13:43 Uhr
Die Straße tobt, der Finanzinister liegt im Bett.
(Foto: REUTERS)
Die zähen Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern bringen alle Beteiligten an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Jetzt steht die griechische Regierung vorübergehend ohne einsatzfähigen Budgetchef da. Stournaras muss nach einer Nachtsitzung wegen "Erschöpfung und schwerer Grippe" eine Auszeit nehmen.

Übermenschliche Aufgabe: Politisch und fachlich kämpft Stournaras den Kampf seines Lebens (Archivbild).
(Foto: picture alliance / dpa)
Griechenlands Finanzminister hat seine Teilnahme an einer Parlamentssitzung kurzfristig abgesagt und sich wegen und im Krankenhaus behandeln lassen. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers war Stournaras zuvor bis in die frühen Morgenstunden im Parlament, um dort seine Pläne zur Sanierung des Staatshaushalts zu erläutern.
Die Nacht davor habe er mit den Vertretern der sogenannten Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EU und Europäischer Zentralbank (EZB) über eine weitere Tranche aus dem zweiten Hilfsprogramm für Griechenland verhandelt. Dabei geht es um eine Summe in Höhe von 32 Mrd. Euro.
Am Morgen sei der Minister dann zum Arzt gegangen, "und dieser hat Erschöpfung und eine schwere Grippe diagnostiziert", sagte der Sprecher. Stournaras sei angeraten worden sich auszuruhen. Er beabsichtige aber, sich später am Tag mit Regierungschef zu treffen.
Stournaras hatte mit Aussagen zu bei der Umsetzung der strikten Sparvorgaben zur Wochenmitte international erheblichen Wirbel ausgelöst. Bundesregierung, Brüssel, EZB und IWF hatten die Existenz einer solchen Einigung umgehend dementiert.
Immer wieder sorgen Spekulationen um einen angeblichen Durchbruch in den Troika-Verhandlungen kurzzeitig für Unruhe. Jüngstes Gerücht: Die Euroländer wollen Griechenland nach Informationen des "Handelsblattes" angeblich einen neuen Hilfskredit von bis zu 20 Mrd. Euro zubilligen. Die Zeitung beruft sich allerdings lediglich auf einen "hochrangigen Vertreter der Eurozone". Der habe zusätzliche Kredite angesichts der möglichen zeitlichen Streckung der griechischen Sparziele als unvermeidlich bezeichnet.
Venizelos, Rapanos und Stournaras
Die Euro-Finanzminister würden die zusätzlichen Mittel voraussichtlich am 12. November beschließen, berichtet die Zeitung weiter. Das neue Kreditpaket müsse vom Deutschen Bundestag bewilligt werden.
Mit seinem vorübergehenden Rückzug aus Gesundheitsgründen reiht sich Stournaras ein in die Linie seiner Vorgänger: Sein unmittelbarer Vorläufer im Amt, , war kurz nach seiner Ernennung im Juni wegen schwerer Magenschmerzen, Übelkeit und Schwindel ins Krankenhaus eingeliefert worden. Damit war er notgedrungen auch aus dem Amt als Budgetchef gleich wieder ausgeschieden.
Die Schuldenkrise verlangt den griechischen Politikern auch körperlich viel ab: Der frühere Finanzminister war im November ebenfalls wegen Magenproblemen in einer Klinik behandelt worden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts