Investoren in den Startlöchern Auf nach Kuba! Oder?
07.02.2015, 09:30 Uhr
Investoren können die Öffnung des Landes kaum abwarten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zwischen den Schreckensmeldungen aus den Krisenherden der Welt war diese Nachricht eine Wohltat: Die USA und Kuba nähern sich an. Abgesehen von der Völkerverständigung – bringt das auch was für die Wirtschaft?
Kuba ist ein Sehnsuchtsort par Excellence: Die karibische Insel scheint mit den Oldtimern, den charmant zerfallenden Kolonialbauten und dem so rückständigen wie hochwertigen Tabakanbau in einer vergangenen Zeit stehengeblieben zu sein. Wer träumt nicht davon, einmal in Havanna die Promenade entlang zu schlendern, danach einen Kuba Libre zu genießen oder die Hüften zum Mambo oder Rumba zu wiegen.
Die Kubaner, so das Bild, sind trotz ihrer Armut, fröhliche und lebenspraktische Menschen. Und der Revolutionsführer Fidel Castro, der seine Ämter 2008 an seinen Bruder Raul Castro abgegeben hat, ist eine weltweite Ikone des Sozialismus. Gerüchte in den Medien, wonach Fidel Castro gestorben sein soll, hat er vergangene Woche mit Fotos von sich und dem Studentenführer zerstreut. In einem Brief hat er die Annäherung an die USA befürwortet: "Wir werden stets die Zusammenarbeit und die Freundschaft mit allen Völkern der Welt verteidigen, selbst wenn sich darunter unsere politischen Gegner befinden."
Erste Schritte bereits getan
Doch wie sieht die von Mitte Dezember von US-Präsident Barack Obama angekündigte Annäherung eigentlich aus? Zunächst haben die USA das seit 50 Jahren geltende Embargo gelockert: Seit Mitte Dezember dürfen die Nordamerikaner auf die Insel reisen und für 400 Dollar Waren mit nach Hause nehmen. Und Exil-Kubaner in den USA dürften alle drei Monate 2000 Dollar an ihre Angehörigen überweisen. Man tauschte Gefangene aus und Ende Januar reiste zum ersten Mal eine US-Delegation nach Havanna, um die Verhandlungen der Annäherungen aufzunehmen.
Erste Lockerungen gibt es auch für US-Firmen, sie dürfen nun etwa Telekomzubehör, Agrarrohstoffe, Baumaterialien und Produkte für kleine Firmen in den Karibikstaat liefern. Viele Investoren fragen sich daher: Kann ich von der Lockerung des Embargos profitieren?
Keine Aussicht auf große Handelsvolumina
Ein kurzer Blick auf die Zahlen hilft bei der Beantwortung: Kuba hat 11,2 Millionen Einwohner. Laut Auswärtigen Amt gibt es zum BIP nur Schätzungen, es soll 2013 bei maximal 1100 US-Dollar pro Kopf gelegen haben, zum Vergleich: In Deutschland lag es im gleichen Zeitraum bei 33.343 Euro (rund 38.000 US-Dollar). Außer im Tourismus und im Gesundheitswesen konnte Kuba zuletzt seinen Export kaum steigern. Die Devisenreserven sind gering, die Auslandsschulden hoch.
Zur Verbesserung hat die kubanische Regierung in den vergangenen Jahren einige Maßnahmen eingeleitet, so hat sie etwa 2010 selbstständige, nichtstaatliche Tätigkeiten in mehr als 200 Berufsgruppen erlaubt, heute gibt es fast eine halbe Million sogenannter Cuentapropistas, also Selbstständige. Der Automarkt wurde 2013 geöffnet, allerdings sind die importierten Fahrzeuge extrem teuer. Mitte 2014 trat ein Investitionsgesetz in Kraft, das ausländische Investoren anlocken sollte.
Die prekäre wirtschaftliche Lage Kubas hat sich verschärft, weil die beiden wichtigen Verbündeten Kubas – Russland und Venezuela – unter dem Einbruch des Ölpreises leiden. Die größten Importe Kubas sind Öl aus Venezuela sowie Agrarrohstoffe.
Von einer Lockerung des Embargos dürfte daher zunächst die US-Agrarwirtschaft profitieren. Im vergangenen Jahr hat Kuba für etwa 121 Millionen Euro Weizen aus Europa eingeführt. Innerhalb weniger Jahre könnten die US-Erzeuger nun die aus Europa verdrängen.
Damit es zu einer Aufhebung des Embargos kommt, ist Obama allerdings auf die Zustimmung der Republikaner angewiesen, die in beiden Kammern des Kongress die Mehrheit haben. Die Republikaner haben jedoch bereits gesagt, dass sie eine Aufhebung des Embargos ablehnen. Sollte es dennoch zu einer Aufhebung kommen sollte, ist die kubanische Wirtschaft deutlich zu klein, um einen spürbaren Einfluss auf die Ergebnisse ausländischer Unternehmen zu haben.
Spekulieren auf das Ende des Embargos
Eine der wenigen Möglichkeiten in dieses Thema zu investieren, ist der Fonds Herzfeld Caribbean Basin (WKN: 890231), der an der Berliner Börse gehandelt wird. Der Fonds investiert speziell in rund 60 Unternehmen, die von einer Lockerung des Embargos gegenüber Kuba profitieren sollen. Zu den schwersten Werten gehören die Fluggesellschaft Copa Holdings aus Panama, die europäische Hotelkette Melia, die Betreiber von Kreuzfahrtschiffen Royal Caribbean, Carnival Corp. und Norwegian Cruise Line, sowie der lateinamerikanische Getränkeabfüller Coca-Cola Femsa.
Nachdem Obama die Lockerung des Embargos angekündigt hatte, hatte sich der Preis des Fonds von sieben Dollar auf knapp 14 Dollar verdoppelt. Inzwischen entweicht die Euphorie allerdings zusehends. Der Preis ist zuletzt bis auf 9 Dollar abgerutscht. Damit liegt er auf dem gleichen Niveau, auf dem er große Teile des Jahres 2013 verbracht hat. Deutlich riskanter als der Fonds sind Investitionen in Einzelaktien wie Sherritt International. Die kanadische Bergbaufirma erzielt drei Viertel ihrer Erlöse in Kuba. Die Aktie ist seit Jahren auf Talfahrt. Ins fallende Messer zu greifen, in der Hoffnung, dass nun endlich der Boden erreicht sei, ist allerdings ein sehr riskantes Unterfangen.
Die anfängliche Kuba-Euphorie von Investoren ist deutlich abgeflaut. Es wird lange dauern, die kubanische Wirtschaft etwas Schwung zu bringen und Anleger werden entsprechend geduldig sein müssen. Da ist es vielleicht doch gewinnbringender, sein Geld in eine Reise dorthin zu investieren.
Quelle: ntv.de