Aufsichtsratsvorsitz bis 2018 Siemens-Chef Cromme will volle Distanz
16.11.2013, 17:50 Uhr
Gerhard Cromme hält an seinem Stuhl fest.
(Foto: picture alliance / dpa)
Er ist einer der mächtigsten Managern in Deutschland: Siemens-Chefkontrolleur Gerhard Cromme. Die Liste der Entscheider, die ihm zum Opfer gefallen sind, ist lang. Er selbst hält an seinem Stuhl fest - trotz aller Kritk an seiner Person. Seine Ansage ist deutlich.
Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme denkt nicht an Rückzug. Er will den Siemens-Aufsichtsrat einem Magazinbericht zufolge bis zum Ende seiner Amtszeit führen. Cromme habe konzernintern klargestellt, er bleibe bis zur Hauptversammlung 2018, berichtete "Focus".
Für den Job hatte er erst vor kurzem seine Kräfte gebündelt, indem er seinen Posten im Springer-Aufsichtsrats abgegeben hat. Dabei gilt Cromme als angezählt. Kritiker geben ihm die Schuld an dem Sturz von Siemens-Chef Peter Löscher.
Zuletzt wurde immer wieder spekuliert, ob der 70-Jährige möglicherweise vor Ablauf seiner Amtszeit abtritt - Kritiker hätten für einen echten Neuanfang seinen Abgang gefordert, heißt es in dem Magazinbericht. Cromme rechtfertige seinen Verbleib im Amt aber mit Stabilität. Siemens war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Cromme hatte bei Siemens im Sommer Löscher durch Finanzchef Joe Kaeser ersetzt und sich für diesen Schritt einen Machtkampf mit Aufsichtsrats-Mitglied Josef Ackermann geliefert. Der Schweizer war daraufhin aus dem Kontrollgremium zurückgetreten. Ackermann hatte die Turbulenzen rund um den Chefwechsel bei Siemens mehrfach intern kritisiert.
Kaeser will Ruhe
Nach der Ablösung von Löscher wurde auch die Personalchefin Brigitte Ederer ausgetauscht und der ganze Vorstand umgebaut. Der neue Siemens-Chef Kaeser wünschte sich bei Amtsantritt Ruhe im Konzern. Er will nach einem Sparprogramm 2014 mit einem Abbau von weltweit 15.000 Stellen die Konzernstruktur weiter umbauen. Details dazu sollen im Mai vorgestellt werden.
Der einstige Vorzeigemanager hat in diesem Jahr beruflich einige Niederlagen wegstecken müssen: Im Frühjahr hatte er seinen Posten als Aufsichtsratschef bei dem mit Problemen kämpfenden Stahlkonzern ThyssenKrupp zur Verfügung stellen müssen. Hintergrund der Krise dort sind das Milliarden-Debakel der Stahlwerke in Amerika, Kartellverstöße und Korruptionsfälle.
Cromme sollte ursprünglich die Nachfolge des zwischenzeitlich verstorbenen Konzern-Patriarchen Berthold Beitz als Chef der Krupp-Stiftung übernehmen, Beitz hatte ihm aber vor dem Hintergrund des Stahl-Desasters in Übersee das Vertrauen entzogen.
Ende September hieß es, der Aufsichtsrat bei Siemens sehe sich hinter den Kulissen nach einem Nachfolger für Cromme um. Das Gremium sei aber nicht geworden. Das Einzige, was Cromme derzeit rette, sei ein Mangel an Alternativen.
Während seiner Amtszeit in den Aufsichtsgremien von ThyssenKrupp und Siemens hat Cromme viele Manager hofiert - und verbrannt. Ihre Hüte nehmen mussten neben Ackermann auch Ex-Thyssen-Krupp-Chef Ekkehard Schulz in seiner Funktion als Aufsichtsrat bei ThyssenKrupp, Heinrich von Pierer, Aufsichtsratschef bei Siemens und Siemens-Chef Klaus Kleinfeld nehmen.
Quelle: ntv.de, ddi/rts