Rosskur für Lufthansa-Tochter Austrian verliert 120 Piloten
03.06.2012, 15:13 Uhr
Bei Tyrolean Air bekommt die Crew weniger Geld: Der "Betriebsübergang" soll Austrian sanieren.
(Foto: REUTERS)
Es ist ein Angebot, dass ein ansehnlicher Teil der Belegschaft nicht ablehnen mag: Bei der österreichischen Lufthansa-Tochter Austrian Airlines entscheiden sich auf einen Schlag 341 Mitarbeiter für die "privilegierte Selbstkündigung". AUA-Chef Albrecht atmet auf.

Betriebsversammlung in Schwechat: Wer nimmt die Abfindung, wer fliegt für weniger weiter? (Archivbild)
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Mehr als zehn Prozent der Piloten verlassen die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA): 120 Flugzeugführer und 221 Flugbegleiter hätten ein Abfindungsangebot angenommen, teilte die AUA in Wien mit. Die Frist zur "privilegierten Selbstkündigung" war am Vorabend ausgelaufen. Piloten und Stewardessen hatten ein Recht auf Kündigung mit Abfindung. Insgesamt beschäftigt die AUA eigenen Angaben zufolge rund 1000 Piloten und mehr als 2000 Flugbegleiter.
AUA-Chef Jaan Albrecht erklärte, es tue ihm leid, dass einige Mitarbeiter die Abfindung einer Zukunft bei Austrian Airlines vorzögen. "Die große Mehrheit der Mitarbeiter hat aber Ja zu Austrian gesagt. Und das freut mich", hieß es in der AUA-Mitteilung. "Die höchste Abfertigung für einen älteren Kapitän lag bei 550.000 Euro, mit sechs Prozent versteuert. Dass da selbst einige, die eigentlich bleiben wollten, nachdenklich wurden, ist verständlich", sagte der AUA-Chef der österreichischen "Kronen-Zeitung". Insgesamt habe der Übergang auf Tyrolean die AUA rund hundert Millionen Euro gekostet.
Um die AUA auf Kurs zu bringen, hatte Albrecht ein bis zu 260 Mio. Euro schweres Sparprogramm angestoßen. Piloten und Flugbegleiter sollen ab Juli nach den für AUA billigeren Tarifverträgen der Regionalflugtochter Tyrolean arbeiten - oder das Unternehmen gegen Abfindung verlassen.
Manager ins Cockpit
Der Verlust der Mitarbeiter werde den Flugbetrieb nicht beeinträchtigen, erklärte die AUA weiter. Dazu würden Piloten auf andere Flugzeugtypen umgeschult, Piloten mit Managerfunktion zurück ins Cockpit beordert und Lufthansa-Flugzeuge in den Sommermonaten eingesetzt. Derzeit verzeichne AUA ein Nachfrageplus von knapp zehn Prozent. 2013 will die AUA neue Piloten und Flugbegleiter einstellen - wohl zu deutlich niedrigeren Gehältern. Dann will die verlustreiche Fluggesellschaft auch wieder einen Gewinn einfliegen, wie Albrecht der Zeitung weiter sagte. "Die jüngsten Zahlen stimmen uns zuversichtlich".
Die AUA ist für Lufthansa nach dem Verkauf der britischen BMI . Anfang Mai mussten die Österreicher ihr Gewinnziel um ein weiteres Jahr auf 2013 verschieben. Von Januar bis März verbuchte die AUA trotz eines Passagierrekords ein operatives Minus von 66,7 Mio. Euro nach einem Verlust von 63,5 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.
Wichtige Ursachen für die schlechten Zahlen waren die höheren Treibstoffkosten und die im vergangenen Jahr eingeführte Luftverkehrssteuer. Eigentlich wollte Lufthansa Austrian schon 2011 in die Gewinnzone zurückfliegen - die Wirtschaftskrise und Absatzeinbrüche durch die Atomkatastrophe in Japan und die Unruhen im Nahen Osten haben diese Pläne jedoch durchkreuzt.
Quelle: ntv.de, rts