Wirtschaft

Patentstreit in Indien Bayer zieht den Kürzeren

Ein Bayer-HealthCare-Mitarbeiter beobachtet die Isolierung des Nexavar-Wirkstoffs Sorafenib bei der Produktion in Wuppertal-Elberfeld.

Ein Bayer-HealthCare-Mitarbeiter beobachtet die Isolierung des Nexavar-Wirkstoffs Sorafenib bei der Produktion in Wuppertal-Elberfeld.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der indische Patentprüfungsausschuss IPAB bestätigt die staatlich verordnete Lizenz für ein preiswertes Nachahmerprodukt des Bayer-Krebsmittels Nexavar. Mit der sogenannten Zwangslizenz kann der indische Generikahersteller Natco das Medikament zu einem wesentlich geringeren Preis anbieten.

Bayer
Bayer 28,11

Bayer hat im Patentstreit um billigere Kopien seines lukrativen Krebsmittels Nexavar in Indien eine Niederlage erlitten. Der Patent-Berufungsausschuss IPAB ließ die Zwangslizenz für den Generikahersteller Natco weiter in Kraft. Die Entscheidung ist ein Schlag für die internationale Pharmabranche, die ihre geistigen Eigentumsrechte in dem Schwellenland gefährdet sieht.

Zur Begründung führte der verantwortliche Richter an, das Nieren- und Leberkrebsmittel von Bayer solle für jeden zu einem erschwinglichen Preis verfügbar sein. Im März 2012 hatte das indische Patentamt Bayer gezwungen, sein Schutzrecht für Nexavar zugunsten der Pharmafirma Natco aufzugeben. Natco muss dafür lediglich Lizenzgebühren in Form einer Umsatzbeteiligung an Bayer zahlen. Die Leverkusener hatten gegen das Vorgehen Berufung eingelegt.

Trotz der Niederlage will Bayer nicht aufgeben. Der Dax-Konzern erklärte, er werde vor Gericht weiter für seine Position kämpfen. Die Entscheidung schwäche das internationale Patentsystem und gefährde die Medikamentenforschung. In Indien können solche Zwangslizenzen nach drei Jahren Patentvergabe angeordnet werden, wenn das Präparat als zu teuer eingestuft wird.

Höhere Umsatzbeteiligung für Bayer

Das IPAB ordnete außerdem an, dass die Generikafirma Natco ihre Zahlungen an Bayer anhebt. Natco muss künftig eine Umsatzbeteiligung von sieben Prozent statt bislang sechs Prozent abgeben. Natco bietet eine generische Version von Nexavar für umgerechnet rund 160 US-Dollar pro Monatsdosis an. Die Originalbehandlung von Bayer kostet mehrere tausend Dollar im Monat.

Nicht nur Bayer hat in Indien Probleme mit dem Patentschutz. So wurde im November auch das Schutzrecht des Schweizer Pharmakonzerns Roche für das Medikament Pegasys zur Behandlung von Hepatitis C aufgehoben. Beim US-Konzern Pfizer traf es das Krebsmittel Sutent, beim US-Rivalen Merck & Co ein Asthma-Präparat.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) begrüßte die Entscheidung des IPAB. Sie stärke Zwangslizenzen als wichtiges Instrument zum Schutz der öffentlichen Gesundheit, erklärte Ärzte ohne Grenzen. Staaten könnten diesen Mechanismus nutzen, um Wettbewerb zu ermöglichen und den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten sicherzustellen.

Laut der Hilfsorganisation sank durch die Zwangslizenz der Preis für das Bayer-Medikament in Indien um 97 Prozent. Hilfsorganisationen wie MFS weisen darauf hin, dass sich in Indien nach wie vor Millionen Menschen keine Gesundheitsversorgung nach westlichem Vorbild leisten können und deshalb auf günstigere Generika-Versionen lebenswichtiger Arzneien angewiesen sind.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen