Kartellamtsstrafe könnte Preise steigen lassen Biertrinker sind die Doppeltdummen
20.01.2014, 15:49 Uhr
Ein Euro pro Kasten klingt nicht viel, aber über die Jahre gerechnet ...
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein Euro mehr pro Kasten Bier - wegen solcher verbotener Preisabsprachen verhängt das Bundeskartellamt eine dreistellige Millionenstrafe gegen fünf bekannte Brauereien. Die könnten sie aber direkt weitergeben.
Für illegale Preisabsprachen von fünf führenden Großbrauereien könnten die Biertrinker zur Kasse gebeten werden. Der Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels erwartet, dass die betroffenen Großbrauereien Strafen des Bundeskartellamts von insgesamt 106,5 Millionen Euro auf die Bierpreise umlegen werden, wie der "Spiegel" berichtete. Dadurch würden die Biertrinker ein zweites Mal die Zeche zahlen müssen.
Das Bundeskartellamt hatte die Strafzahlungen gegen die Brauereien Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner, die Privatbrauerei Barre aus Lübbeke in Westfalen sowie gegen sieben verantwortliche Manager verhängt. Sie sollen unter anderem 2008 Preiserhöhungen für Flaschenbier verabredet haben, die laut Kartellamt zu einer Verteuerung von 1 Euro für einen 20-Flaschen-Kasten führte.
Für Fassbier gab es den Ermittlungen zufolge Absprachen über Preiserhöhungen 2006 und 2008 von jeweils fünf bis sieben Euro pro Hektoliter (100 Liter). Die fünf Brauereien kommen zusammen auf einen Marktanteil von fast 50 Prozent.
Gegen zwei Brauereikonzerne und vier regionale Brauereien aus Nordrhein-Westfalen liefen weitere Verfahren, so das Kartellamt. Dabei werden ebenfalls Bußgelder erwartet. Die Behörde nannte keine Namen. Laut Branchenkreisen soll es bei den Konzernen um die Radeberger-Gruppe (Oetker) und Carlsberg (Holsten) gehen. Auslöser des Verfahrens waren Informationen des ebenfalls am Kartell beteiligten Beck's-Herstellers Anheuser-Busch InBev, der als Kronzeuge ohne Geldbuße bleibt.
"Sehr geringe Marge"
Das Bußgeld trifft die Brauer hart. "Sie nehmen uns den Ertrag von ein bis zwei Jahren", sagte ein Insider. Allerdings liegen die Bußgelder noch deutlich unter der Höchstgrenze: Nach den Leitlinien des Kartellamtes wären bis zu zehn Prozent der Jahresumsätze der betroffenen Brauereien möglich gewesen.
Dennoch: Sepp Gail, Vorsitzender des Getränke-Einzelhandelsverbands wies laut "Spiegel" darauf hin, dass 70 Prozent der Bierkästen Preise von um die zehn Euro haben. Weil deshalb "die Margen sehr gering" seien, würden Brauereien die Geldstrafen vermutlich an Kunden weitergeben.
Der deutsche Biermarkt ist seit Jahren rückläufig, es gibt erhebliche Überkapazitäten. 2012 war der Absatz laut Statistischem Bundesamt mit rund 96,5 Millionen Hektolitern auf die niedrigste Menge seit der Wiedervereinigung gesunken. Die Branche liefert sich einen harten Konkurrenzkampf und konnte angesichts der sinkenden Nachfrage in den vergangenen zehn Jahren kaum Preiserhöhungen durchsetzen, während Energiekosten und die Preise für Hopfen und Gerstenmalz deutlich zulegten.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa