Sechs Jahre nach Verstaatlichung Bund bringt HRE-Tochter an die Börse
10.06.2015, 18:42 Uhr
Die Geschäfte der ehemaligen Pleitebank laufen wieder prächtig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie viel kosten die Bankenrettungen während der Finanzkrise den Steuerzahler? Die Frage ist noch nicht beantwortet. Wenn die HRE-Tochter Deutsche Pfandbriefbank an die Börse kommt, könnte der Bund einen Teil des Geldes zurückbekommen.
Die Bundesregierung will die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) über einen Börsengang privatisieren. Der gesunde Kern der während der Finanzkrise mit Milliarden vom Staat geretteten Hypo Real Estate (HRE) soll noch im Juli wieder an der Börse gelistet sein, wie die pbb in München mitteilte. Der Eigentümer der HRE, der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin, erteilte einem Verkauf der pbb an einen Finanzinvestor oder eine andere Bank damit eine Absage.
Das Bieterverfahren sei "zunächst ausgesetzt". SoFFin-Managerin Jutta Dönges erklärte, der Gang an die Börse werde "unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken das bessere Ergebnis für den Steuerzahler bringen". Der Bund will sich zunächst von 75,1 bis 80 Prozent seiner Anteile trennen, den Rest will er frühestens in zwei Jahren verkaufen.
Der Erlös aus dem Börsengang fließt komplett der Staatskasse zu. Eine Kapitalerhöhung werde es nicht geben, betonte die Bank. "Die Kapitalausstattung der pbb ist sehr gut", sagte ihr Co-Chef und Finanzvorstand Andreas Arndt. Insgesamt stecken in der pbb 2,3 Milliarden Euro Staatsgeld, wie aus ihrem Geschäftsbericht von 2009 hervorgeht. Eine Milliarde davon ist eine stille Einlage, die im Zuge des Börsengangs zurückgezahlt werden soll.
Skepsis unter Bankern
Um aus der pbb ohne Verlust wieder herauszukommen, müsste der Bund mit dem Verkauf all seiner Aktien daher mindestens 1,3 Milliarden Euro erlösen. Die ersten 75 Prozent müssten damit für rund eine Milliarde Euro verkauft werden.
Die Stille Einlage soll weg, weil sie bisher Ausschüttungen an die Aktionäre verhindert. Die Pfandbriefbank will die Zeichner der Aktien aber mit der Aussicht auf "regelmäßige und konstante Dividendenausschüttungen" locken, wie sie mitteilte.
Die Zeichnungsfrist dürfte nach dem üblichen Zeitplan in zwei Wochen beginnen. Investoren gelten derzeit als hungrig auf Neuemissionen am Aktienmarkt. Allerdings beurteilen viele Banker die Chancen der pbb skeptisch. An die Börse begleitet wird sie federführend von der Deutschen Bank und der US-Investmentbank Citi.
Operativ wieder in der Gewinnzone
Die finalen Gebote im Bieterverfahren waren Ende Mai fällig gewesen. Als ein Interessent war neben Finanzinvestoren der chinesische Versicherer Anbang gehandelt worden. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die einer Übernahme zustimmen muss, hat aber Vorbehalte gegen Finanzinvestoren als Eigentümer deutscher Banken. Dass ein Bieter den Börsengang mit einem höheren Gebot noch vereitelt, wird in Finanzkreisen für wenig wahrscheinlich gehalten.
Die pbb muss bis Ende des Jahres privatisiert werden - eine Auflage der Europäischen Union (EU). Bisher ist es jedoch nicht gelungen, auch nur einen Teil der HRE in private Hände zu bekommen. Für die irische pbb-Schwester Depfa hat der Bund sich für eine Abwicklung über die staatliche "Bad Bank" FMS entschieden. Ein Verkauf der Service-Tochter der FMS war kürzlich geplatzt.
Operativ fasst die pbb inzwischen wieder Fuß. Im ersten Quartal hat sie nach eigenen Angaben so viel Neugeschäft gemacht wie noch nie seit dem Neustart, vor allem mit Immobilienfinanzierungen. Sie hat im Kerngeschäft mehr als 30 Milliarden Euro an Krediten vergeben. Trotz einer Sonderabschreibung auf ihr Engagement bei der österreichischen "Bad Bank" Heta schrieb die pbb von Januar bis März einen Gewinn vor Steuern von 51 (38) Millionen Euro.
Quelle: ntv.de, mbo/rts