Luxusproblem für Apple und Ebay Cash ist nicht gleich Cash
12.05.2014, 11:47 Uhr
Wohin mit dem Geld?
(Foto: REUTERS)
Etliche US-Unternehmen sitzen auf einem hohen Cash-Bestand. Ein großer Teil davon steckt im Ausland fest, was die Handlungsmöglichkeiten der Firmen erheblich einschränkt. Apple und Ebay lösen das Problem auf recht unterschiedliche Weise.
Die Aktionäre bei Laune zu halten, kommt Apple teuer zu stehen. Wegen des Rückkaufs von Aktien und einer Dividendenzahlung ist der Cash-Bestand des Elektronikkonzerns im ersten Quartal um 8,2 Milliarden auf 150,6 Milliarden US-Dollar gesunken. Das war der erste Rückgang seit der Pleite von Lehman Brothers.
Vorstandschef Tim Cook will in den kommenden Quartalen den Aktionären aber noch mehr Geld zurückgeben. Er hat das Aktienrückkaufprogramm um 30 Milliarden auf satte 90 Milliarden Dollar aufgestockt. Zudem wurde die Quartalsdividende um acht Prozent angehoben.
All das zu finanzieren, wäre eigentlich kein Problem. Allerdings liegen 88 Prozent des Geldes im Ausland. Während der dortige Cash-Bestand stark wächst, ist er auf dem Heimatmarkt auf nunmehr 18,4 Milliarden Dollar eingebrochen. Ende 2012 waren es noch 42,9Milliarden.
Neues Rezept: Schulden anhäufen
Apple könnte das Geld zwar aus dem Ausland repatriieren. Allerdings fielen dann Steuern von bis zu 35 Prozent an. Der künftige Finanzchef Luca Maestri, der im Juni sein Amt antritt, finanziert die Aktienrückkäufe und Dividenden daher viel lieber über die Ausgabe von Anleihen - sprich Schuldenmachen.
"Apple kann sich zu sehr günstigen Konditionen Geld besorgen", sagte Matthew Duch, Fondesmanager bei Calvert Investments. Zuletzt hat Apple für 12 Milliarden Dollar Anleihen platziert. "Das ausländische Cash zu repatriieren, hätte für uns erhebliche Konsequenzen, und wir glauben, das wäre nicht im Interesse unserer Anteilseigner", so Maestri. Im Gesamtjahr will er Anleihen von insgesamt rund 17 Milliarden Dollar emittieren, womit sich die Schulden von Apple verdoppeln würden. Dennoch stünde Apple im Vergleich zu vielen Unternehmen, deren Nettoschulden auf Rekordniveau liegen, weiter hervorragend da.
Kauft Ebay weiter ein?
Vor einem ähnlichen Problem wie Apple steht auch Ebay, wenngleich der Bestand an Cash und Investments von 11,9 Milliarden Dollar wesentlich kleiner ist. Allerdings sind lediglich 2,2 Milliarden davon in den USA. Das Internetauktionshaus muss aber weiter kräftig investieren, um mit Wettbewerbern wie Amazon konkurrieren zu können.
Im Gegensatz zu Apple hält sich Ebay-Chef John Donahoe die Möglichkeit offen, bis zu 9 Milliarden Dollar aus dem Ausland zu repatriieren und hat deshalb im ersten Quartal eine Steuerrückstellung von 3 Milliarden Dollar gebildet. "Wir haben uns nicht dazu verpflichtet, irgendetwas von dem Cash zu repatriieren. Daher werden wir die nötigen Entscheidungen fällen, wenn sie anstehen", sagte Donahoe. "Es gibt uns einfach eine größere Flexibilität."
Ebay könne das Geld außerdem für Aktienrückkäufe oder Akquisitionen verwenden. Laut Experten könnte sich Ebay nach kleinen Startups umschauen, beispielsweise um das Geschäft der Bezahltochter PayPal noch stärker auszubauen. "Von unseren letzten 15 Akquisitionen waren zehn oder vielleicht elf aus den USA", sagte der Firmenlenker. Wenn man sich das anschaue, mache es mehr Sinn, Geld in den USA zu haben, um Übernahmen tätigen zu können. Aktuell stünde aber kein großer Deal auf dem Heimatmarkt an. Im ersten Quartal hatte der Konzern im Rahmen seines Aktienrückkaufprogramms von 5 Milliarden Dollar für rund 1,8 Milliarden Dollar Aktien zurückgekauft.
Die Aktien von Apple und Ebay könnten daher weiter im Fokus der Investoren stehen. Während jene von Apple nach oben tendiert, schwächelt die des Internetauktionshauses. Anleger warten daher gespannt, wann Donahoe die nächste Übernahme bekanntgeben wird.
Quelle: ntv.de