HRE muss Immobilienbank verkaufen Chinesen bieten für Deutsche Pfandbriefbank
07.05.2015, 20:49 Uhr
Illustres Portfolio: Anbang besitzt unter anderem das Waldorf Astoria in New York.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Chinesische Investoren drängen seit dem vergangenen Jahr mit viel Geld auf den europäischen Markt für Finanzdienstleistungen. Das jüngste Objekt der Begierde ist die Deutsche Pfandbriefbank.
Die chinesische Versicherungsgruppe Anbang verhandelt über den Kauf der Deutschen Pfandbriefbank (PBB). Wie mit den Verhandlungen vertraute Informanten dem Wall Street Journal sagten, könnte die Bank rund 1,5 Milliarden Euro wert sein. Die auf Immobilienfinanzierung spezialisierte Bank gehört zur verstaatlichten Pleitebank Hypo Real Estate (HRE). Diese muss die PBB bis 2015 privatisieren. Das war eine Bedingung der Europäischen Kommission, unter der die HRE Mitte 2008 rund 10 Milliarden Euro Hilfsgelder erhalten hat.
Die HRE hatte bereits angekündigt, sich von der PBB entweder über einen Börsengang oder einen direkten Verkauf trennen zu wollen. Sie erwartet bis Ende Mai verbindliche Angebote von Kaufinteressenten. Den Informanten zufolge ist der Verkauf an die chinesische Gruppe noch nicht beschlossen, da andere Interessenten Anbang nach wie vor ausstechen könnten. Die Informanten nannten den Finanzinvestor Blackstone als weiteren Interessenten. Die PBB sowie Blackstone wollten diese Informationen nicht kommentieren. Anbang antwortete nicht auf schriftliche Anfragen.
Mit dem Kauf würde Anbang seine Einkaufstour in Europa fortsetzen. So schnappte sich Anbang zu Jahresbeginn Vivat, den Versicherungsarm der staatlichen niederländischen SNS Reaal. Anbang äußerte auch Interesse an der portugiesischen Novo Banco, die 2014 durch den Zusammenbruch der Banco Espírito Santo in die Schlagzeilen geriet. Auch Fosun International, der größte private Investor auf dem chinesischen Festland, schielt auf die portugiesische Novo Banco.
Shoppingtour in Europa
2014 haben chinesische Unternehmen insgesamt fast 4 Milliarden Dollar in europäische Finanzdienstleister investiert. 2013 waren es noch 304 Millionen Dollar, wie aus Zahlen des Datendienstleisters Dealogic hervorgeht.
Sollte ein direkter Verkauf nicht klappen, könnte der Bund die PBB im dritten Quartal an die Börse bringen. Allerdings berichten Finanzkreise, dass die Bundesregierung auf einen Investor aus dem Ausland hofft, der Appetit auf Investitionen in deutsche Immobilien hat.
Die PBB erwartet für das erste Quartal dieses Jahres laut vorläufigen Ergebnissen einen Vorsteuergewinn von 45 Millionen Euro. Setzen Interessenten dieselben Maßstäbe an wie bei vergleichbaren Deals, dürfte die PBB mit 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro bewertet werden.
Quelle: ntv.de, mbo/DJ