Extra-Urlaub für den Konsum "Chinesen mögen Luxusmarken"
06.02.2015, 10:30 Uhr
Juweliergeschäftskette in Hong Kong. Luxusgüter sind in China beliebt und begehrt.
(Foto: REUTERS)
Laura Luo gehört zu den Frauen, die sich mit Recht Starfondsmanager nennen dürfen. Sie hat für verschiedene Assetmanager überaus erfolgreich und zur Freude der Anleger China-Fonds gemanagt. Den Vergleichsindex hat sie regelmäßig übertroffen. Seit 2013 verwaltet sie nun von Hong Kong aus den Baring Hong Kong China Fund und erklärt im Interview nicht nur die Besonderheiten chinesischer Anleger, sondern auch, warum wir in diesem Sommer in Europa mehr chinesische Touristen treffen dürften.
Teleboerse.de: Der chinesische A-Aktienmarkt, also die Aktien, die nur in China gelistet sind, wird aktuell vor allem von chinesischen Privatanlegern genutzt. Wie wirkt sich das auf den hiesigen Markt aus?
Laura Luo: Es stimmt, der A-Aktienmarkt wurde bisher sehr stark von privaten Anlegern dominiert. Ich denke aber, dass lokale Institutionen und Investmentfonds in China schnell wachsen. Daher werden mehr lokal ansässige Institutionen sich im Aktienmarkt engagieren und auf der anderen Seite öffnet sich China gegenüber Asien und dem Ausland. Wir werden mehr ausländische Anleger, und hier vor allem Institutionen, auf dem A-Aktienmarkt sehen und das wird dem Markt auf lange Sicht gut tun. Die chinesischen Privatanleger verhalten sich sicherlich nicht so rational wie institutionelle Anleger. Doch sie werden langfristig zu einem anderen Verhalten durch den Einfluss der größer werdenden Gruppe der institutionellen Anleger erzogen.
Sie haben vor mehreren Jahren in einem Marktbericht mal beschrieben, wie das Einkaufsverhalten der chinesischen Frauen den Konsum und Luxusmarken stützt. Wie sieht das heute aus?
Nun, generell kann man sagen, dass jede Frau gerne einkauft und wenn sie es sich leisten kann, gerne bei Luxusmarken zugreift. In den vergangenen Jahren hat das in China etwas nachgelassen. Das lag an einer Antikorruptionskampagne, die es untersagt, Luxusgüter als Kundengeschenke zu deklarieren. Doch die Zahl der Frauen, die sich Luxusgüter leisten können, wächst. Aktuell ist das verfügbare Einkommen um zehn Prozent gewachsen und das verbessert die Kaufkraft und damit den gesamten chinesischen Konsum. Übrigens, nicht nur chinesische Frauen, sondern auch Männer mögen Luxusmarken.
Wie hoch ist der Anteil der Chinesen am weltweiten Luxuskonsum Ihrer Einschätzung nach?
Wenn man einige der weltweit führenden Luxusmarken befragen würde, dürfte hier der Konsum der Chinesen zwischen zehn und 30 Prozent liegen. Dieser Verbrauch wird aber nicht nur in China selbst erzielt, sondern auch von chinesischen Touristen im Ausland. Wegen der Importsteuern ist es für Chinesen deutlich günstiger zum Beispiel in Europa einzukaufen. Der Anteil am weltweiten Konsum wird sicherlich steigen. Man bedenke – lediglich drei Prozent aller Chinesen besitzen derzeit einen Reisepass.
Wie sieht es denn mit dem Urlaubsverhalten der Chinesen und damit in der hiesigen Tourismusbranche aus – China ist nicht für arbeitnehmerfreundliche Urlaubsregelungen bekannt?
Ein Jahresurlaub war in der Vergangenheit in China nicht sehr verbreitet. Doch die chinesische Regierung bemüht sich sehr, Regeln einzuführen, damit die Menschen dort einen Jahresurlaub nehmen können.
Warum zeigt die Regierung dieses Entgegenkommen?
Es ist gut für den Konsum, auch für den inländischen und es soll die Tourismusindustrie ankurbeln. Das Ziel ist, dass die Chinesen tatsächlich anstatt einem verlängerten Wochenende tatsächlich auch mal für längere Zeit verreisen können. Damit erhöht sich auch die Möglichkeit, für einen Besuch in Europa. Und das ist für Chinesen momentan wirklich günstig – der Euro ist niedrig und der Ölpreis auch. Das macht das Reisen und das Einkaufen günstiger.
Mit Laura Luo sprach Benjamin Feingold
Quelle: ntv.de