Wirtschaft

Aufseher zweifeln am Coba-Plan Commerzbank nennt Zahlen

Markante Silhouette: Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main.

Markante Silhouette: Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main.

(Foto: dapd)

Mit kritischen Blicken verfolgen Bankenaufseher die Bemühungen der Commerzbank, die erforderlichen Summen zur Stärkung des Eigenkapitals aufzutreiben. In der britischen Hauptstadt sieht man angeblich kaum noch Chancen, dass sich Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus aus eigener Kraft sanieren kann. Die Commerzbank reagiert schnell.

Aus eigener Kraft: Martin Blessing (Archivbild).

Aus eigener Kraft: Martin Blessing (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die Commerzbank will die von der europäischen Bankenaufsicht EBA beanstandete Milliarden-Kapitallücke aus eigener Kraft und damit ohne weitere Staatshilfe schließen.

Mit einem Pakent an Maßnahmen könne die Kernkapital-Decke bis Ende Juni sogar um 6,3 Mrd. Euro aufgebessert werden, erklärte Vorstandschef Martin Blessing. Die EBA hatte eine Lücke von 5,3 Mrd. Euro festgestellt.

Knapp 60 Prozent des Lochs habe die Commerzbank schon Ende 2011 geschlossen, unter anderem durch einen Gewinn im vierten Quartal von 1,2 Mrd. Euro. Auf weitere 1,2 Mrd. Euro hofft die Bank in den ersten beiden Quartalen 2012. Die Risikoaktiva (RWA) seien bereits um 17 Mrd. Euro reduziert worden, was den Kapitalbedarf um weitere 1,6 Mrd. Euro gesenkt habe.

Es geht ohne die Allianz

Eine Umwandlung der 750 Mio. Euro großen Stillen Einlage der Allianz ist vorerst nicht Teil des Plans. Auch Staatshilfe brauche die Bank nicht, bekräftigte Finanzchef Eric Strutz.

Am Aktienmarkt reagierten Anleger positiv überrascht: Die Commerzbank-Aktie schoss kurz nach der Mitteilung zeitweise um rund 10 Prozent auf 1,55 Euro nach oben. "Damit ist neben zusätzlicher Staatshilfe auch das Thema Kapitalerhöhung vom Tisch", erklärte ein Händler den steilen Kursanstieg. Zudem habe die Bank bereits die Hälfte der Lücke geschlossen. "Sollte in der Griechenland-Krise nun eine günstige Vereinbarung für die Gläubiger kommen, dürfte der Kurs weiter steigen", meinte er.

Wenige Stunden zuvor hatte ein Zeitungsbericht über Zweifel in der europäischen Bankenaufsicht EBA bereits die Aufmerksamkeit des Marktes auf die Bank gelenkt. Die Experten der EBA glaubten nicht daran, dass die Commerzbank die Kapitallücke von 5,3 Mrd. Euro aus eigener Kraft schließen könne, berichtete die "Financial Times". Es erscheine "fast unausweichlich", dass Deutschlands zweitgrößte Bank erneut auf Staatshilfen zurückgreifen müsse, zitierte das Blatt hochrangige EBA-Beamte. Die Pläne der Commerzbank für eine Kapitalaufstockung seien unzureichend.

Nicht noch einmal Staatshilfe

Die Commerzbank wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren - schließlich liefen da bereits schon die Vorbereitung für eine eigene Stellungnahme. Vorstandschef hatte zuletzt immer wieder betont, dass er keine weitere Staatshilfe annehmen will. Verschiedenen Presseberichten zufolge will die Bank zunächst bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin noch vor dem Wochenende einen Plan einreichen, in dem kein weiterer Einsatz von Steuergelder vorgesehen ist.

Die Europäische Kommission wird nach Informationen des "Handelsblatts" die Pläne der Commerzbank für eine aller Voraussicht nach genehmigen. Eine Entscheidung darüber könne womöglich bereits im kommenden Monat fallen, berichtete das Blatt.

Eigentlich hatten die Wettbewerbshüter die Commerzbank aufgefordert, ihre Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter Eurohypo bis Ende 2014 zu verkaufen - als Ausgleich für Wettbewerbsvorteile durch Staatshilfe. Die öffentliche Hand hatte die Commerzbank vor drei Jahren mit 18,2 Mrd. Euro vor dem Zusammenbruch gerettet.

Mittlerweile habe die Commerzbank mit Unterstützung der Bundesregierung die EU-Behörde davon überzeugen können, dass ein Verkauf der Eurohypo unmöglich sei, schreibt das "Handelsblatt". Deshalb werde sie der Commerzbank erlauben, einen kleinen Teil des gesunden Immobiliengeschäfts der Bank zu integrieren und den Rest abzuwickeln.

Gravierende schmerzliche Auflagen müsse die Commerzbank dabei nicht befürchtet: "Die Kommission werde das Institut nicht dazu verpflichten, seine Online-Tochter Comdirect oder die polnische BRE Bank zu verkaufen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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