Konsum soll Deutschland retten DIW prophezeit Mini-Wachstum
25.10.2012, 12:03 Uhr
Standpunktabhängige Streitfrage: Wer schiebt die deutsche Wirtschaft an?
(Foto: dapd)
Die Nachwirkungen des Job-Wunders und der jüngsten Lohnzuwächse könnten die deutsche Wirtschaft vor dem Abrutschen in die Rezession bewahren. Im Gegensatz zur Bundesbank oder dem Ifo-Institut rechnen die Forscher des DIW auch im Schlussquartal noch fest mit einem dünnen Plus. Sicher ist: Ein großes Land im Osten wird die Hauptrolle spielen.
Trotz der globalen Konjunkturflaute bleibt Deutschland nach Einschätzung des DIW auf Wachstumskurs. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagt für das laufende vierte Quartal einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 0,2 Prozent voraus.
Mit ihrer neuen Prognose sind die Berliner Forscher etwas optimistischer als andere Ökonomen. So rechnet das Münchner mit einer Stagnation. Die Bundesbank schließt gar ein leichtes Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht aus.
Für das zurückliegende Sommerquartal schätzt das DIW die Wachstumsrate auf 0,3 Prozent. Eine Rezession droht nach Einschätzung der DIW-Experten trotz der sich verschlechternden Stimmung bei Konsumenten und Unternehmen derzeit nicht.
Wegen der guten Arbeitsmarktlage und kräftiger Lohnzuwächse in den vergangenen Jahren schiebe die wirtschaftliche Entwicklung kräftig an, hieß es.
Die Weltwirtschaft dürfte nach DIW-Einschätzung in den nächsten Monaten bereits wieder anziehen. Vor allem in den großen Schwellenländern wie China zeichne sich eine Beschleunigung ab, erläuterte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. Davon werden nach seiner Einschätzung besonders die exportorientierten deutschen Unternehmen profitieren.
Optimistische Signale aus China
Wenige Stunden zuvor hatte sich die Regierung in Peking ebenfalls zuversichtlich zu den konjunkturellen Perspektiven Chinas geäußert. "Wir gehen davon aus, dass die Industrieproduktion im vierten Quartal anziehen wird", sagte der Sprecher des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie, Zhu Hongren.
"Das wird dazu beitragen, das Ziel eines Wirtschaftswachstums von 7,5 Prozent im Gesamtjahr zu erreichen." Im dritten Quartal waren es in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nur 7,4 Prozent - eine für das moderne China ungewöhnlich niedrige Wachstumsrate. Von Januar bis September steigerten die Unternehmen ihre Produktion um zehn Prozent, während das Ministerium für 2012 ein Plus von elf Prozent zum Ziel gesetzt hat.
Der Ritt auf dem Drachen
Die Ursachen für die möglicherweise nur vorübergehende Eintrübung sind vielfältig: Der Exportweltmeister China leidet ebenso unter der wie unter der . Der Export trägt der Weltbank zufolge knapp ein Drittel zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt bei. Zugleich bemühten sich die Wirtschaftslenker der herrschenden Volkspartei, das rasante Wachstum der vergangenen Jahre vorsichtig abzudämpfen.
Peking sähe sich aller Voraussicht nach mit erheblichen sozialen, politischen und ökonomischen Verwerfungen konfrontiert, sollte die Wirtschaft deutliche Überhitzungserscheinungen zeigen, gefährliche Spekulationsblasen ausbilden oder womöglich unkontrolliert einbrechen.
Der abgeschwächte Aufschwung in China sorgt unter deutschen Exporteure für Unruhe: Für viele Unternehmen - darunter auch Branchengrößen wie Volkswagen - ist die Volksrepublik inzwischen der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt.
Quelle: ntv.de, rts