Neue Geldquelle aus Fernost? Desertec lockt Chinesen an
05.11.2012, 10:23 Uhr
Windkraft, Photovoltaik und Solarthermie: Die Kosten für die Anlagen sind beherrschbar. Nur die Anbindung geht ins Geld.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das größte und ambitionierteste Energieprojekt der Europäer, der Traum vom erneuerbaren Wüstenstrom aus Nordafrika, könnte schon bald gewaltig Fahrt aufnehmen: Desertec zieht offenbar Investoren aus China an. Das Schwergewicht der chinesischen Netzbetreiber denkt angeblich ernsthaft über den Einstieg nach. Was heißt das für Desertec?

Die durch die roten Quadrate markierten Flächen für Solarkollektoren würden genügen, um in solarthermischen Kraftwerken zum Beispiel den Strombedarf ganz Europas zu decken, heißt es.
(Foto: DESERTEC Foundation, www.desertec.org)
Das europäisch-afrikanische Wüstenstrom-Projekt Desertec stößt einem Zeitungsbericht zufolge in China auf lebhaftes Interesse: Mit der State Grid Corporation of China (SGCC) prüfe erstmals ein chinesisches Unternehmen eine Beteiligung, berichtete die "Financial Times Deutschland". Bei der SGCC handele es sich um den größten Netzbetreiber der Welt.
Unvoreingenommene Freude löst die Aufmerksamkeit der Chinesen bei Desertec allerdings nicht: Der Vorstoß sei bei den Projektpartnern umstritten, hieß es. Damit wachse die Wahrscheinlichkeit, das künftige Großaufträge an Firmen außerhalb des Desertec-Gebiets in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten gingen, zitierte das Blatt aus dem Gesellschafterkreis.
"Alle Aufträge müssen nach europäischem Vergaberecht international ausgeschrieben werden", betonte ein Vertreter eines Anteilseigners des Desertec-Industrie-Konsortiums DII.
Einen weiteren Unterstützer könnte das Projekt in den USA enger an sich binden: Der US-Solarmodulhersteller will dem Bericht zufolge bei DII zum Gesellschafter aufsteigen. First Solar habe derzeit den Status als assoziierter Desertec-Partner. Die Unternehmen wollten sich laut Zeitung zunächst nicht dazu äußern.
Schwerpunktwechsel auf der Weltenergiekarte
Das Wüstenstrom-Projekt Desertec war Ende 2009 an den Start gegangen und gilt als das derzeit ehrgeizigste Infrastrukturprojekt der Welt mit erforderlichen Investitionen in Höhe von rund 400 Mrd. Euro.
Kostspielig dürfte dabei insbesondere die Anbindung per Stromtrasse und Unterseekabel an die europäischen Netze sein. Daneben sind eine Reihe von politischen Fragen und die wirtschaftlichen Auswirkungenoch vor Ort noch ungeklärt.
Bis 2050 sollen in Nordafrika und im Nahen Osten große Solarkraftwerke und Windparks entstehen, um einen großen Teil des örtlichen und auch Teile des europäischen Stromverbrauchs zu decken.
Zu den Desertec-Gesellschaftern gehören zahlreiche Konzerne aus Deutschland und anderen Ländern, darunter auch die .
Quelle: ntv.de, AFP/rts