Erster BIP-Rückgang seit 2009 Deutsche Bank schreibt Wachstum ab
10.03.2020, 19:04 Uhr
Die deutsche Wirtschaft wird nach Ansicht der Experten vor allem im zweiten Quartal deutlich schrumpfen.
(Foto: dpa)
Erstmals seit der Finanzkrise wird nach Ansicht von Experten die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nicht wachsen. Zu groß seien die Verwerfungen wegen der Corona-Epidemie. Und die wahren Folgen träfen die Unternehmen erst jetzt. Allerdings haben die Ökonomen derzeit Hoffnung für das zweite Halbjahr.
Die Deutsche Bank rechnet in diesem Jahr wegen des Coronavirus-Ausbruchs mit dem ersten Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung seit dem Finanzkrisenjahr 2009. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2020 um 0,2 Prozent abnehmen, sagte Deutschland-Chefökonom Stefan Schneider. Zum Vergleich: Die Bundesregierung geht in ihrem Jahreswirtschaftsbericht von einem Wachstum von 1,1 Prozent aus. Schneider zufolge dürfte es im laufenden ersten Quartal einen Rückgang um 0,2 Prozent geben, im anschließenden Frühjahrsquartal dann schon von 0,8 Prozent - das wäre das größte Minus seit Anfang 2009.
"Bei uns kommen die Virus-Folgen jetzt erst an", sagte Schneider. "Daher haben wir die Hoffnung, dass von den ersten drei Monaten nur im März deutliche Bremsspuren zu sehen sein werden." Industrieproduktion und Einzelhandel etwa legten zu Jahresbeginn deutlich zu. "Die Lieferausfälle aus China fangen jetzt erst an, sich in den Produktionsprozessen niederzuschlagen", begründete Schneider den pessimistischen Ausblick auf das im April beginnende zweite Quartal. "Auch die wirtschaftlichen Konsequenzen wie die Absage von Messen, Veranstaltungen und Geschäftsreisen dürften erst allmählich spürbar werden."
Schneider geht davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder fangen kann. Er geht - "Stand jetzt" - von einer Stabilisierung im Sommer und einer Erholung im Herbst aus. Grund zur Schwarzmalerei sieht der Chefökonom für Deutschland daher nicht. "Wir haben immer noch voll ausgelastete Kapazitäten am Bau, der Arbeitsmarkt bewegt sich nahe der Vollbeschäftigung", betonte Schneider. "Deutschland befindet sich in einer vergleichsweise komfortablen Situation."
Quelle: ntv.de, jwu/rts