Wirtschaft

Mit Prämien und Konjunkturpaketen Deutschland im Mini-Aufschwung

Die Kauflust der Verbraucher und die Ausgaben des Staates retten die deutsche Wirtschaft im Frühjahr aus der Rezession. Die Wirtschaft legt im zweiten Quartal wie erwartet real um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu - immerhin das erste Wachstum seit einem Jahr.

Der Staat erhöht seine Ausgaben. Damit ist aber längst nicht alles ausgestanden.

Der Staat erhöht seine Ausgaben. Damit ist aber längst nicht alles ausgestanden.

(Foto: REUTERS)

Mit den aktuellen Angaben bestätigte das Statistische Bundesamt seine Schätzung vom 13. August. Noch im Vorquartal war die Wirtschaft wegen der weltweiten Finanzkrise mit 3,5 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Beginn dieser Statistik 1970.

Die Wirtschaft kam vor allem dank der privaten und staatlichen Konsumausgaben wieder in Fahrt. Die Deutschen kauften kräftig und steckten 0,7 Prozent mehr in den privaten Verbrauch als zu Jahresbeginn - unter anderem wegen der stabilen Preise und der Abwrackprämie von 2500 Euro, die einen Boom beim Autokauf auslöste.

Der Staat erhöhte seine Ausgaben um 0,4 Prozent. Dank der Frühjahrsbelebung und der staatlichen Konjunkturprogramme zum Ausbau der Infrastruktur hatte auch die Bauindustrie mehr zu tun. Die Bauinvestitionen stiegen um 1,4 Prozent, allerdings hatte die Industrie zu Jahresbeginn besonders unter dem strengen Winter gelitten.

Damit ist aber längst nicht alles ausgestanden. Die Folgen der Finanzkrise belasten die Wirtschaft immer noch massiv. 2009 wird die Wirtschaftsleistung wegen des schlechten Jahresauftakts so stark sinken wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik.

Wegen der guten Daten aus dem Frühjahr dürfte das Minus im gesamten Jahr 2009 aber kleiner ausfallen als gedacht. Volkswirte revidierten heute ihre Prognosen und rechnen nun mit minus vier bis fünf statt - wie die Bundesregierung - mit sechs Prozent.

Exportmotor zieht schwach

Der langjährige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, die Exporte, macht jedoch Sorge. Wegen der weltweiten Flaute sank die Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" im Frühjahr. Der Außenhandel des Exportweltmeisters Deutschland trug dennoch zum Mini-Aufschwung bei, da die Importe stärker zurückgingen (minus 5,1 Prozent) als die Exporte (minus 1,2 Prozent).

Gebremst wurde die Konjunktur dagegen von vielen Unternehmen. Wegen der ungewissen Aussichten räumten viele ihre Lager und fuhren die Produktion herunter. Zudem steckten sie wegen der schwachen Auslastung der Werke und der Kreditklemme 0,5 Prozent weniger Geld in Maschinen und Ausrüstung als im Vorquartal.

Wenn es der Kundeschaft aus Übersee schlecht geht, bekommen das die deutschen Exporteure sofort zu spüren.

Wenn es der Kundeschaft aus Übersee schlecht geht, bekommen das die deutschen Exporteure sofort zu spüren.

(Foto: REUTERS)

"Die Talfahrt bei Exporten und Ausrüstungsinvestitionen hat an Schwung verloren, das lässt auf eine dauerhafte Wende zum Besseren hoffen", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen die Zahlen. Für das dritte und vierte Quartal rechnet die Bank mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von jeweils 0,8 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorquartal.

Harte Vergleiche zum Vorjahr

Wegen des dramatischen Einbruchs zum Jahresbeginn steht die deutsche Wirtschaft aber immer noch schlechter da als vor einem Jahr. Im zweiten Quartal sank das BIP im Vorjahresvergleich um 7,1 Prozent, kalenderbereinigt nur um 5,9 Prozent. Auch diese Daten bestätigte das Bundesamt.

IG Metall-Vorstand Wolfgang Rhode warnte davor, bereits jetzt Entwarnung zu geben. Wenn die Unternehmen statt Kurzarbeit Personal entlassen würden, werde das auf den privaten Konsum durchschlagen. "Dann wäre ein konjunktureller Rückschlag im Herbst nahezu unvermeidlich", sagte Rhode laut Mitteilung. Rhode forderte einen Anstieg der Löhne, um die Binnennachfrage zu stärken und die Exportabhängigkeit zu verringern.

Quelle: ntv.de, rts

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