Wirtschaft

Immer höhere Überkapazitäten Die Angst vor Chinas Billig-Exporten wächst

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Die chinesische Wirtschaft gewinnt dank boomender Exporte an Fahrt.

Die chinesische Wirtschaft gewinnt dank boomender Exporte an Fahrt.

(Foto: REUTERS)

Solarmodule, E-Autos, Windturbinen - in China produzieren immer mehr Fabriken zahlreiche Technologie-Güter. Die teils hoch subventionierten Produkte drängen auf den Weltmarkt und setzen die ausländischen Konkurrenten unter Druck.

Chinas Wirtschaft wächst überraschend kräftig. In den ersten drei Monaten des Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt um mehr als fünf Prozent zu - vor allem, weil zahlreiche neue Fabriken riesige Mengen an Waren produzieren. Für Chinas Regierung ist das eine gute Nachricht. Im Ausland aber wächst die Furcht, von einer Welle billiger Produkte aus der Volksrepublik überschwemmt zu werden.

Während seines Besuchs in der Volksrepublik sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, China dürfe Überkapazitäten nicht auf dem Weltmarkt abladen. Auch dürfe es kein Dumping geben. Zuvor hatte US-Finanzministerin Janet Yellen bei ihrer Reise angekündigt, die USA würden eine Flut billiger chinesischer Industriegüter nicht tatenlos hinnehmen. Vor mehr als zehn Jahren habe die massive Unterstützung der chinesischen Regierung dazu geführt, dass billiger chinesischer Stahl den Weltmarkt überschwemmte und in der US-Industrie viele Jobs vernichtete.

Nach dem Ende der harten Corona-Maßnahmen war Chinas Wirtschaft nicht in Schwung gekommen. Das lag vor allem an der Immobilienkrise. Der Sektor war rasant und viel zu stark gewachsen, der Sektor macht fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung Chinas aus. Die Führung in Peking wollte Luft aus der Immobilienblase lassen und verschärfte die Liquiditätsanforderungen. Bauträger hatten gigantische Schulden angehäuft und gerieten ins Wanken, viele sind mittlerweile insolvent. Allein der Immobilienentwickler China Evergrande hat einen Schuldenberg von umgerechnet 300 Milliarden US-Dollar aufgetürmt.

Der Wohnungsbau und die dafür erforderliche Produktion von Stahl, Glas und anderen Materialien waren viele Jahre der größte Wachstumstreiber in China. Doch der Bau neuer Wohnungen brach ein, die Preise fallen. Im März gaben sie mehr als zwei Prozent nach und damit so stark wie seit mehr als acht Jahren nicht mehr.

Strafzölle möglich

Verschärfend kommt hinzu, dass Chinas Verbraucher angesichts der Immobilienkrise ihr Geld zusammenhalten und ihren Konsum zurückgefahren haben. Das bremst die gesamte Konjunktur - und verschärft sowohl die hohe Jugendarbeitslosigkeit als auch die Probleme, die verschuldete Unternehmen und Haushalte haben. Chinas Führung versucht deshalb, den dringend benötigten Binnenkonsum anzukurbeln - bisher mit überschaubarem Erfolg.

Gleichzeitig investiert die Regierung massiv in die Industrie für Hochtechnologie. Immer mehr Fabriken fertigen beispielsweise Solarzellen, Elektroautos, Halbleiter, Batterien und Windturbinen. Sie können dabei auch auf günstige Kredite staatlicher Banken zurückgreifen. Der heimische Markt kann all diese Güter nicht kaufen, China wirft sie auf den Weltmarkt - durch staatliche Hilfe zu günstigen Preisen. Hersteller im Ausland setzen die teils stark subventionierten Produkte unter Druck.

Der "New York Times" zufolge lagen die Durchschnittspreise für Importe aus China in die USA im März um 2,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Nach Angaben der Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" sind die Preise chinesischer Windturbinenhersteller rund 20 Prozent tiefer als die der Konkurrenz aus den USA und Europa.

Die EU-Kommission untersucht bei mehreren chinesischen Unternehmen, ob sie von wettbewerbsverzerrenden staatlichen Subventionen profitieren. Im Visier befinden sich Hersteller von Elektroautos, Solarzellen und Windturbinen. Im Falle der EU-Autos könnten bereits im Juli vorläufige Einfuhrzölle erhoben werden.

Quelle: ntv.de, mit rts

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