Wirtschaft

Deutlich mehr als unter Trichet Draghi kauft Staatsanleihen auf

Gespräch am Rande des Gipfels: Draghi (links) und US-Finanzminister Geithner.

Gespräch am Rande des Gipfels: Draghi (links) und US-Finanzminister Geithner.

(Foto: dpa)

Kaum im Amt nimmt Mario Draghi richtig Geld in die Hand: Unter seiner Führung kauft die Europäische Zentralbank deutlich mehr Staatsanleihen auf als zuvor unter Amtsvorgänger Jean-Claude Trichet. Kritiker halten das Vorgehen für bedenklich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der ersten Woche unter ihrem neuen Präsidenten Mario Draghi ihre Stützungskäufe am Markt für Staatsanleihen aus Krisenländern deutlich intensiviert.

Mit vollen Händen in die Staatsanleihen: Mario Draghi.

Mit vollen Händen in die Staatsanleihen: Mario Draghi.

(Foto: dpa)

Papiere im Wert von 9,5 Mrd. Euro seien am Sekundärmarkt erworben worden, teilte die EZB mit. In der Woche zuvor waren es rund 4 Mrd. Euro. Seit Mai 2010 hat die Zentralbank damit Bonds im Gesamtwert von 183 Mrd. Euro aufgekauft. Die EZB begründet die Käufe mit der Stützung der Märkte: Sie drückt mit der Intervention die Zinskosten von Euro-Problemländern wie Italien und Spanien.

Laut Händlern hat die EZB auch zu Beginn der Woche wieder an den Märkten interveniert - zum Großteil zugunsten Italiens. Dort geht die Diskussion um das Sparpaket der Regierung unvermindert weiter. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, . Dies wurde jedoch dementiert.

Draghi hatte vergangene Woche nach der ersten EZB-Ratssitzung unter seiner Führung die Linie seines Vorgängers Jean-Claude Trichet bekräftigt: Demnach sollen die Staatsanleihenkäufe zeitlich und mengenmäßig begrenzt bleiben.

Draghi lässt kräftig kaufen

Eine Obergrenze nannten die Notenbanker freilich nicht. Die Währungshüter der Eurozone hatten vergangene Woche unter der Leitung ihres neuen Chefs Draghi mit Hinweis auf die heraufziehenden Konjunkturschwächen überraschend den Leitzins auf 1,25 Prozent gesenkt.

Das Vorgehen der EZB ist auch innerhalb der Zentralbank und der ihr angeschlossenen nationalen Notenbanken der 17 Euro-Länder umstritten. Kritiker sehen die Grenzen zwischen Geld- und Fiskalpolitik verwischt.

In Deutschland wachsen die Sorgen

Vor allem viele Beobachter aus Deutschland blicken in höchstem Maße skeptisch auf die Aktion der EZB. Im Streit um das Programm hat bereits der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber seinen Hut genommen und EZB-Chefökonom Jürgen Stark seinen Rückzug zum Jahreswechsel angekündigt.

Sollte es tatsächlich zu einem Zahlungsausfall eines Euro-Landes kommen, wären auch die Anleihen in den Beständen der EZB betroffen. Auch bei einem Schuldenschnitt - wie etwa im Fall Griechenland konkret diskutiert - müsste die EZB kräftig für ihr Engagement büßen. Unter Umständen müssten dann sogar die Mitgliedsstaaten frisches Kapital nachschießen.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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