Wirtschaft

Soros sieht Rezession EU sieht Wachstum

Wo geht die Reise hin für die Euro-Zone?

Wo geht die Reise hin für die Euro-Zone?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Konjunktur in der Euro-Zone stehen schwierige Zeiten bevor: Die Aussichten haben sich verschlechtert, heißt es bei der EU-Kommission. Eine Rezession sieht die Behörde aber nicht. Das sieht Star-Investor George Soros ganz anders: Er spricht klipp und klar von einer bevorstehenden, anhaltenden Rezession.

Wegen der Schuldenkrise und den heftigen Börsenturbulenzen nehmen die Sorgen um die Konjunktur in der Euro-Zone zu. Am Jahresende wird das Wachstum nach Prognose der EU-Kommission "nahezu zum Erliegen" kommen. "Die Aussichten für die europäische Wirtschaft haben sich verschlechtert", sagte Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn.

EU-Kommissar Rehn glaubt an ein Wachstum

EU-Kommissar Rehn glaubt an ein Wachstum

(Foto: dpa)

"Die Staatsschuldenkrise hat sich verschlimmert, und die Turbulenzen an den Finanzmärkten werden die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen." Eine Rezession befürchtet die Behörde aber nicht. Sie rechnet wegen der starken ersten Jahreshälfte weiter mit einem Wachstum von 1,6 Prozent für 2011.

Soros schlägt Alarm

Das sieht Star-Investor George Soros ganz anders: Er befürchtet einen langen wirtschaftlichen Niedergang der Währungsunion."Der Druck zum Defizitabbau wird die Euro-Zone in eine anhaltende Rezession stürzen", schrieb der US-Milliardär und Hedge-Fund-Manager in einem Gastbeitrag für das Magazin "New York Review of Books". "Das wird unkalkulierbare politische Folgen haben."

Eine große Depression könne nur dann verhindert werden, wenn sich die Politik zu radikalen Maßnahmen entschließe. Dazu gehöre ein europäisches Finanzministerium, das Steuern eintreiben und Schulden aufnehmen könne.    

Investorlegende Soros hält auch eine große Depression nicht für ausgeschlossen.

Investorlegende Soros hält auch eine große Depression nicht für ausgeschlossen.

(Foto: REUTERS)

An Deutschland gerichtet schrieb George Soros, dass die Öffentlichkeit hier immer noch glaube, dass sie die Wahl habe, den Euro zu unterstützen oder abzulehnen. Das sei ein Fehler, meint der Investor. Der Euro existiere und die Vermögensklassen und Verbindlichkeiten des Finanzsystems seien derart mit der Gemeinschaftswährung verflochten, dass ein Zusammenbruch des Euros von der Politik nicht mehr kontrolliert werden könnte.

"Das erscheint eher unwahrscheinlich"

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht dagegen keinen Grund zum Schwarzmalen. "Eine neuerliche Rezession im Euro-Raum in Form von zwei oder mehr aufeinanderfolgenden Quartalen negativen Wachstums erscheint auf Basis der verfügbaren Indikatoren eher unwahrscheinlich", schrieb sie in ihrem Monatsbericht. Die Wirtschaft werde weiter expandieren, wenn auch nur moderat. Die Währungshüter rechnen für das zu Ende gehende Jahr ebenfalls mit einem Wachstum von 1,6 Prozent, das 2012 auf 1,3 Prozent nachlassen dürfte.        

Um den Erholungsprozess wieder in Gang zu setzen, müssten die Staatshaushalte saniert werden, forderte EU-Kommissar Rehn von den Ländern. Die Industrieländer-Organisation OECD mahnte, den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit auch in Zeiten knapper Kassen nicht vernachlässigen: "Es ist äußerst wichtig, dass trotz der angespannten Lage der öffentlichen Haushalte geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit beibehalten werden".    

Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Wachstum in Deutschland im nächsten Jahr etwas schwächer ausfallen wird als erwartet. Wirtschaftsminister Philipp Rösler sagte in Mailand: "Vielleicht kann es sein, dass wir die Zahl für 2012 nach unten korrigieren müssen." Aber der FDP-Chef betonte: "Trotzdem kann man nächstes Jahr mit einem positiven Wachstum rechnen." Bisher geht die Bundesregierung von einem Anstieg der Wirtschaftsleistung von 1,8 Prozent aus nach einem erwarteten Plus von 2,6 Prozent im laufenden Jahr.     

Prognose für Deutschland angehoben

Nach Auffassung der EU-Kommission bleibt Deutschland zumindest in diesem Jahr die Konjunkturlokomotive in der EU: Für die größte Volkswirtschaft Europas hob die EU-Kommission ihre Prognose gegenüber dem Frühjahr von 2,6 auf 2,9 Prozent an. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagen für das kommende Jahr nur noch ein mageres Plus von 0,8 Prozent voraus. Die ungelöste Schuldenkrise werde den privaten Konsum und die Investitionen dämpfen, hieß es.         

Die Anzeichen für eine merkliche Konjunkturabkühlung hatten sich zuletzt gemehrt. Die deutschen Exporte fielen im Juli bereits den zweiten Monat in Folge. Auf weitere Rückschläge deutet die Auftragsentwicklung in der exportabhängigen Industrie hin: Die Bestellungen aus dem Ausland gingen zuletzt so stark zurück wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr.

Quelle: ntv.de, rts

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