Rätselhafte Schwächen im Konsum Einzelhandel enttäuscht Experten
30.09.2013, 09:35 Uhr
Mit allen Mitteln: Wenn der Deutsche im Sommerschlussverkauf nicht zugreifen mag, nutzt selbst kräftiges Rosa nichts.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die neuesten Daten zur Geschäftslage im Einzelhandel zeichnen ein beunruhigendes Bild: Die Deutschen zeigen sich offenbar weniger konsumfroh als erwartet. Gespart wird in Deutschland derzeit vor allem an Büchern, Schmuck, Möbeln und Geräten für den Haushalt.

Einer der wichtigsten Brennpunkte im deutschen Konsumgeschehen: Passanten in der Stuttgarter Königsstraße.
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Die gute Konsumlaune der Deutschen kommt bei den Einzelhändlern nur mit deutlichen Abstrichen an. Der Umsatz in den deutschen Fußgängerzonen, Laden-Zentren und Einkaufsstraßen stieg im August lediglich um 0,2 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Preisbereinigt (real) lag das Plus gegenüber dem Juli bei immerhin 0,5 Prozent. Das war das erste Plus im Monatsvergleich seit Mai. Nach dem überraschenden Rückgang im Juli um real 0,2 Prozent hatten Ökonomen allerdings hier mit einem kräftigeren Anstieg um 0,8 Prozent gerechnet. Entsprechend enttäuscht nahmen Branchenexperten die Daten auf. Im Vergleich zum Vorjahresmonat hatten die Einzelhändler 1,6 Prozent und real 0,3 Prozent mehr in den Kassen.
Am stärksten kletterte der Umsatz mit 5,5 Prozent im Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren. Auch beim Verkauf von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren ging es mit 3,4 Prozent binnen Jahresfrist deutlich bergauf. Das größte Minus mussten der sonstige Einzelhandel - wozu Bücher und Schmuck gehören - und der Bereich Möbel und Haushaltsgeräte mit nominal 4,6 Prozent hinnehmen.
Konservativ geschätztes Jahresziel
In der Betrachtung seit Jahresbeginn liegt der deutsche Einzelhandel insgesamt allerdings noch sehr gut im Rennen: In den ersten acht Monaten des Jahres legte der Einzelhandelsumsatz nominal um 1,5 Prozent zu. Der Branchenverband HDE erwartet im Gesamtjahr ein Plus von 1,0 Prozent. Die Händler könnten also den einen oder anderen schwachen Monat durchaus verkraften und dennoch ihre Jahresziele noch erreichen.
Die jüngsten Daten aus dem Einzelhandel stellen Ökonomen und Konjunkturexperten vor ein Rätsel: Das Konsumklima hatte sich zuletzt immer weiter aufgehellt. Damit hätte im Sommer eigentlich auch der deutsche Einzelhandel von der steigenden Ausgabebereitschaft profitieren sollen.
Der Arbeitsmarkt ist robust, und die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist so gut wie seit sechs Jahren nicht mehr. Konsumforscher Rolf Bürkl vom Marktforschungsunternehmen GfK hatte erst vergangene Woche erklärt, die Bürger gingen derzeit "geradezu euphorisch" shoppen. Wie die amtlichen Daten nun andeuten, verhält sich der Konsument offenbar deutlich vorsichtiger als erwartet.
"Wir sehen die Entwicklung positiv und haben keinen Grund zum Klagen", kommentierte der Sprecher des Handelsverbands HDE, Stefan Hertel, die neuen Daten. Das Geschäft entwickle sich verhalten positiv und liege voll im Trend der HDE-Prognose. "Wir sind mit Blick aufs Weihnachtsgeschäft guter Dinge."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts