Kooperation mit Brasiliens Diktatur Ex-Mitarbeiter drängen VW zu Aufarbeitung
02.11.2015, 11:51 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Frühere VW-Mitarbeiter zeigen den Konzern an und beklagen die Unterstützung der damaligen Diktatur. Folter und Verfolgung habe sich VW nicht entgegengestellt. Wie der Autobauer sein Erbe auffangen will, ist Gegenstand von Verhandlungen.
Volkswagen will mit der brasilianischen Justiz über eine Form der Wiedergutmachung für seine mutmaßliche Zusammenarbeit mit der Militärdiktatur zwischen 1964 und 1985 verhandeln. In einer E-Mail an die brasilianische Zeitung "O Estado de São Paulo" erklärte der Leiter der Historischen Kommunikation bei VW, Manfred Grieger, er habe mit Justizvertretern über mögliche Lösungen gesprochen, wie das Blatt berichtete. "Eine Idee könnte es sein, gemeinsam mit brasilianischen Institutionen wie etwa den Gewerkschaften eine Gedenkschrift zu entwickeln".
Ehemalige Beschäftigte sowie Aktivisten hatten im September Anzeige gegen den Konzern erstattet, weil er die Verfolgung und Folterung von Gegnern der Diktatur erlaubt habe. So soll der Konzern zugelassen haben, dass zwölf Arbeiter einer Fabrik am Rand von São Paulo festgenommen und gefoltert wurden. Zudem sollen Mitarbeiter von Volkswagen "schwarze Listen" von Oppositionellen erstellt haben. Die Kläger verlangen von Volkswagen Schadensersatzzahlungen.
Fall beschäftigt Wahrheitskommission
Die Staatsanwaltschaft muss die Vorwürfe nun prüfen, eine außergerichtliche Einigung ist möglich. Die Anzeige wurde von Anwälten der Nationalen Wahrheitskommission eingereicht, die 2012 von Präsidentin Dilma Rousseff zur Aufklärung der Verbrechen während der Militärdiktatur ins Leben gerufen worden war. Grieger traf sich im Oktober bei einem Besuch in Brasilien mit Justizvertretern.
Die Anzeige fällt mit dem Skandal um manipulierte Abgaswerte zusammen: VW hatte Anfang Oktober eingeräumt, Abgaswerte von Dieselfahrzeugen durch eine Software manipuliert zu haben. Bei Tests auf dem Prüfstand führte das Programm zu einem niedrigeren Schadstoffausstoß als im Normalbetrieb. Weltweit wurde die Software in bis zu elf Millionen Autos eingebaut. Dem Konzern droht nun eine Prozesslawine.
Quelle: ntv.de, apo/AFP