Wirtschaft

Kino soll Kulturort bleiben Filmförderung lässt Streaming-Dienste hoffen

Die Jahresbilanz liegt knapp über 100 Millionen Kinobesuchern - das ist ein deutliches Minus gegenüber den Vorjahren.

Die Jahresbilanz liegt knapp über 100 Millionen Kinobesuchern - das ist ein deutliches Minus gegenüber den Vorjahren.

(Foto: imago/Waldmüller)

Bund und Länder unterstützen Filmprojekte in Deutschland mit Zuschüssen. Diese Geldquelle könnte künftig auch für Streaming-Dienste interessant werden. Aufgrund der schwächelnden Besucherzahlen in Kinos müsse die Branche über eine Umstruktierung der Filmförderung nachdenken.

Mit Blick auf einen deutlichen Rückgang der Kinobesuche setzt die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Monika Grütters, die Filmförderung in Deutschland auf den Prüfstand. "Wir müssen mit den Verantwortlichen im Filmschaffen darüber reden, wie wir unsere Filmförderung strukturieren", sagte die CDU-Politikerin vor dem Start der Berlinale in Berlin. "Es geht ja um mehr als 400 Millionen Euro, die Bund- und Länderförderer zusammen in die Film- und Serienförderung geben." Filme, die ausschließlich bei Streaming-Diensten gezeigt werden, bekommen bislang keine Förderung. Es könne aber sein, dass dies irgendwann nicht mehr so ausschließlich der Fall sein werde, sagte Grütters.

"Im Moment ist das aber so, und es hat gute Gründe. Wir haben eine Philosophie entwickelt, die immer noch gilt: Kinos sind Kulturorte, da werden gesellschaftliche Themen verhandelt." Da werde nicht nur technisch korrekt ein Film abgespult. "Hier geht es auch um Gemeinschaftserlebnisse. Da trifft sich Gesellschaft, da sind Gleichgesinnte, die von dem Gruppenerlebnis Kino mehr haben, als wenn sie alleine zu Hause auf dem Sofa säßen." Kinos seien ein wichtiger kultureller und wirtschaftlicher Faktor in städtischen und ländlichen Lebensräumen.

Kino litt unter WM und heißem Sommer

Anlässlich der angedachten Umstrukturierung der Filmförderung verwies Grütters auf jüngste Zahlen: "Die Jahresbilanz liegt knapp über 100 Millionen Kinobesuchern, das ist ein deutliches Minus gegenüber den Vorjahren." In den beiden Jahren zuvor waren es nach Zahlen der Filmförderanstalt (FFA) jeweils gut 120 Millionen Besucher. "Das vergangene Jahr war hoffentlich nur ein Ausreißer nach unten", sagte Grütters und verwies auf Rahmenbedingungen. "Das ist eine Momentaufnahme, die Gründe sind bekannt: es gab eine Fußball-WM und einen heißen langen Sommer. Das merken die Kinos sofort."

Für mögliche Reformen setzt die Kulturstaatsministerin auf Kooperation im Rahmen der anstehenden Beratung über die Novelle des Filmförderungsgesetzes. "Die Branche muss auch selber sagen, wo man vielleicht noch behutsam umsteuern könnte." Da lohne sich ein Runder Tisch: "Verleiher haben andere Interessen als Produzenten, Schauspieler andere als TV-Intendanten, Kino-Betreiber andere als Drehbuchautoren." Es gebe zwar viele Akteure, aber das gemeinsame Ziel "möglichst viele gute deutsche Filme an der Kasse zu haben, möglichst viele Besucher glücklich zu machen".

Keine feste Quote für deutsche Filme

Den Anteil deutscher Produktionen an allen in Deutschland gezeigten Kinofilmen bewertet Grütters positiv. "Der Marktanteil des deutschen Films liegt jetzt bei etwa 23 bis 24 Prozent, die endgültigen Zahlen kommen zur Berlinale. Der Anteil des deutschen Films ist also gegenüber den Vorjahren gleich geblieben. Das ist eine gute Nachricht", sagte sie.

Einen festen Anteil für deutsche Filme beurteilt die Politikerin skeptisch. "Eine Quote widerspricht unserem Geist der Autonomie in der Programmplanung, wir reden ja von selbstbewussten kulturellen Betrieben. Da verbietet es sich, als Staat reinzureden, auch dann, wenn es um das Interesse geht, mehr deutsche Produktionen in die Kinos zu bekommen", sagte Grütters. Eine Quotierung - wie etwa in Frankreich - stünde für eine andere Geisteshaltung. "Ich glaube nicht, dass wir auf nationaler Ebene mit einer Quotierung weiterkämen."

Die Zielrichtung der Förderung will Grütters nicht in Frage stellen: "Dass gute, relevante deutsche Filme wieder mehr auf den Filmfestivals gesehen und ausgezeichnet werden, die auch einen experimentellen Charakter haben, ist eine Bestätigung dafür, dass die massive Stärkung der kulturellen Filmförderung richtig war und nicht schwächer werden darf."

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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