Wahl-Chaos und Rezession Fitch zweifelt an Italien
08.03.2013, 23:00 Uhr
Ausblick "negativ": Indirekt droht Fitch mit weiteren Schritten.
(Foto: dapd)
Pünktlich nach Börsenschluss in Europa meldet sich die Ratingagentur Fitch mit einem neuen Urteil zu Wort: Die Bonitätswächter reagieren auf den unklaren Wahlausgang in Rom und stufen die Kreditwürdigkeit des Eurolands tiefer ein. Die anhaltende Rezession in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone sehen sie mit Sorge.

Hohe Arbeitslosigkeit, schwere Staatschulden, schlechte Perspektiven: Italiens Jugend ist nicht zu beneiden.
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Die Ratingagentur Fitch hat die Beurteilung der Kreditwürdigkeit Italiens überarbeitet: In der Bewertungssystematik der Bonitätswächter rangiert das Land künftig mit der Ratingnote "BBB+". Zuvor hatte Fitch Italien noch mit "A-" geführt. Der Ausblick für Italien sei "negativ", teilte Fitch kurz nach Börsenschluss in Europa mit. Sollte die Wirtschaft weiter und stärker schrumpfen, sei eine weitere Herabstufung möglich, hieß es.
Die Analysten begründeten ihren Schritt mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone und den politischen Risiken nach dem unklaren Wahlausgang: Die Parlamentswahlen hatten wegen des drohenden Patts und der schwierigen Frage der Regierungsbildung zeitweilig bereits erhebliche Unsicherheit an den Märkten ausgelöst.
Unmittelbar nach dem Urnengang hatte auch die Ratingagentur Moody's angesichts des Patts mit einer Abstufung der Bonität gedroht. Der unter dem bisherigen Regierungschef Mario Monti angestoßene Reformkurs könne verzögert werden, hatte Moody's seinerzeit argumentiert. Die andere große Agentur Standard & Poor's (S&P) hatte sich dagegen weniger kritisch gezeigt und bloß vor verschleppten Strukturreformen gewarnt. Bei beiden Agenturen rangiert Italien im Ranking bereits in der "B-Klasse", bei Moody's liegt es derzeit bei "Baa2" und bei S&P erhält Italien die Note "BBB+".
Zum Leidwesen reformorientierter Kräfte hatte die Wahl keine klaren Mehrheiten erbracht: Zwar wurde das Mitte-Links-Lager um Pier Luigi Bersani stärkste Kraft im Abgeordnetenhaus, im weitgehend gleichberechtigten Senat kam aber kein Bündnis auf die nötige Mehrheit. Der Spitzenkandidat des Mitte-Rechts-Bündnisses, Silvio Berlusconi, muss sich nach schwerwiegenden Vorwürfen vor Gericht verantworten.
Eine Lösung der verfahrenen Situation ist bislang nicht abzusehen. Beobachtern zufolge bleibt dem Land womöglich kein anderer Ausweg als Neuwahlen. Unterdessen bewegt sich die Wirtschaft des Landes weiter durch eine schwere Rezession, die Verbraucher und Unternehmer immer stärker beunruhigt. Insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen stieg die Arbeitslosigkeit zuletzt weiter an.
Das Urteil von Fitch ist die erste Bonitätsbewertung des Euro-Krisenlandes nach den Wahlen. Am Kapitalmarkt wird die finanzielle Lage des römischen Staatshaushalts durch das neue Rating alles andere als einfach. Abzuwarten bleibt, wie die beiden anderen marktbeherrschenden Ratingagenturen auf die politische und konjunkturelle Situation Italiens reagieren.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts