Benzinmangel hält an Franzosen drohen Streiks auch im Nahverkehr
17.10.2022, 15:56 Uhr
Die Blockade beim Treibstoff hält an, am Dienstag sollten weitere Branchen bestreikt werden: die Bahn, der Nahverkehr oder Atomkraftwerke.
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Seit drei Wochen leiden Berufspendler in Frankreich unter Spritmangel. Die Streiks an den Treibstofflagern könnten sich ausweiten. Auch der Nahverkehr gerät ins Visier der Gewerkschaften. Wirtschaftsminister Le Maire gießt Öl ins Feuer und erklärt die Gespräche für beendet.
Angesichts der fortdauernden Streiks in französischen Raffinerien und Treibstofflagern hat Wirtschaftsminister Bruno Le Maire zu einem Ende der Blockade aufgerufen. Es sei an der Zeit, "die Lager und die Raffinerien zu befreien", sagte Le Maire dem Sender BFM. Zu Wochenbeginn wurden weiterhin drei von sieben Raffinerien und fünf große Treibstofflager von landesweit 200 bestreikt. "Die Zeit der Verhandlungen ist vorbei", sagte Le Maire. "Unser Land braucht Entschlossenheit und Autorität, damit wir wieder Ruhe und Ordnung herstellen", sagte Le Maire mit Blick auf die Dienstverpflichtungen an mehreren Treibstofflagern.
Die Regierung griff am Morgen erneut zu der legalen Zwangsmaßnahme und verpflichtete sieben Beschäftigte zum Dienst an zwei Treibstofflagern, um die Versorgung der Tankstellen zu verbessern. "Wir machen das für die Franzosen, nicht gegen die Streikenden", sagte Energieministerin Agnès Pannier-Runacher. "Das ist absolut notwendig, damit die Menschen arbeiten gehen können", fügte sie hinzu.
Die Streikenden fordern von Total Energies eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent, um die Inflation auszugleichen und einen Anteil am Unternehmensgewinn zu erhalten. Das Unternehmen hat bislang sieben Prozent mehr Gehalt und verschiedene Prämien angeboten. Zwei Gewerkschaften befürworten den Kompromiss, die CGT hingegen lehnt ihn ab. "Die Unternehmensführung scheint nicht bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren", sagte der CGT-Vertreter Eric Sellini.
Stundenlange Suche nach Tankstelle
Am Sonntag fehlten nach Angaben der Regierung weiterhin an 30 Prozent der Tankstellen eine oder mehrere Treibstoffsorten. Im Großraum Paris waren 42 Prozent der Tankstellen betroffen. Viele Menschen, die auf ihr Auto angewiesen sind, verbringen derzeit Stunden damit, geöffnete Tankstellen zu finden und in langen Schlangen zu warten.
Für den morgigen Dienstag haben mehrere Gewerkschaften zum Streik in anderen Branchen aufgerufen, unter anderem bei der Bahn, im Pariser Nahverkehr, in Atomkraftwerken und Kitas. Die Gewerkschaften schließen nicht aus, den Streik zu verlängern. Am Wochenende beginnen im ganzen Land die zwei Wochen dauernden Herbstferien. Die Streiks in der französischen Ölindustrie dauern bereits seit drei Wochen. Berufspendler, Taxifahrer, Pflegekräfte, Handwerker, Krankenwagenfahrer und Fahrlehrer zählen zu den am härtesten betroffenen Gruppen.
Quelle: ntv.de, mau/AFP