Streikaufarbeitung GDL-Chef beklagt "Pogromstimmung"
11.11.2014, 16:39 UhrClaus Weselsky kann kräftig austeilen. Beim jüngsten Streik muss der GDL-Vorsitzende aber auch einstecken. Nun beklagt er sich via Medien darüber. Die Deutsche Bahn will am 21. November mit EVG und GDL verhandeln.
Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat die öffentliche Diskussion über den Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn kritisiert. "In der Öffentlichkeit wurde gezielt von interessierter Seite eine Pogromstimmung gegen die GDL und ihre Mitglieder erzeugt", sagte Weselsky dem Kölner "Express".
Im August hatte der GDL-Chef mit einem Behinderten-Vergleich für Empörung gesorgt. Um auszudrücken, dass bei der Vereinigung der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) keine starke Gewerkschaft entstanden sei, hatte Weselsky gesagt: "Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus."
Derweil will die Bahn die beiden Gewerkschaften an den Verhandlungstisch holen. Der Konzern will nach eigenen Angaben am 21. November in Frankfurt am Main die Tarifverhandlungen mit EVG und GDL parallel fortsetzen. Die Bahn erklärte sich dabei mit einem von der GDL vorgeschlagenen "3G-Verfahren" einverstanden. Dabei werden Tarifverhandlungen mit mehreren Gewerkschaften am gleichen Ort zur gleichen Zeit mit dem gleichen Arbeitgeber geführt.
Bahn-Personalchef Ulrich Weber und der GDL-Chef hatten sich zuletzt am Freitag in Frankfurt am Main vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht getroffen. Es erklärte den mehrtägigen Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) endgültig für rechtens. Weselsky verkündete daraufhin ein vorzeitiges Ende des Streiks am Samstagabend.
Kernpunkt der Tarifauseinandersetzung ist die Forderung der GDL, künftig für das gesamte Zugpersonal verhandeln zu dürfen, nicht mehr nur für die Lokführer. Sie konkurriert dabei mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die Bahn möchte konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe unbedingt vermeiden. Deshalb will sie zunächst die Spielregeln künftiger Tarifgespräche klären. In diesem Punkt waren Gespräche vor rund einer Woche gescheitert.
Weitere Streiks möglich
Weselsky betonte in der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag erneut, bei der "Koalitionsfreiheit und der Grundrechtsfrage, ob für alle Mitglieder verhandelt wird und Tarifverträge abgeschlossen werden, machen wir keine Abstriche". Den vorzeitigen Abbruch des letzten Streiks sehe er nicht als Zeichen der Schwäche. Ein "Bröckeln der Streikfront" gebe es nicht, "im Gegenteil". Die "Geste an die Kunden" sei vielmehr auch eine "Geste an das Bahn-Management" gewesen.
Der "Jungen Welt" sagte Weselsky, weitere Streiks seien nicht ausgeschlossen. "Die Leute gehen auf die Straße, weil sie ihre Rechte und ihre Forderungen durchsetzen wollen." Das würden sie wieder tun, "wenn es erforderlich sein sollte".
Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP/DJ