Bank Run soll Peking schaden Hongkonger wollen Geldautomaten leeren
16.08.2019, 11:35 Uhr
Mit dem geplanten Bankrun wollen die Protestierenden die Wirtschaft Hongkongs treffen.
(Foto: REUTERS)
Die Protestierenden in Hongkong haben einen neuen Plan, um die Führung in Peking unter Druck zu setzen: Sie rufen dazu auf, möglichst viel Geld abzuheben. Die Banken geben sich gelassen.
Die Hongkonger Demonstranten unternehmen einen neuen Versuch, der Verwaltung der Sonderverwaltungszone und der Regierung in Peking wehzutun: Aktivisten fordern die Hongkonger auf, heute an den Geldautomaten möglichst viel abzuheben. Damit soll das Bankensystem des Finanzzentrums erschüttert werden.
Ob die Aktion spürbare Auswirkungen haben wird, ist noch nicht abzusehen. Wie die "South China Morning Post" berichtet, versichern Hongkongs größere Banken, ausreichend Cash in Reserve zu haben. Begonnen hat der geplante Bankrun zwar heute, doch einige Hongkonger haben bereits gestern Geld abgehoben. Denn die meisten Banken haben das tägliche Limit auf eine Summe zwischen 20.0000 und 40.000 Hongkong-Dollar begrenzt, das sind umgerechnet etwa 2300 und 4600 Euro.
Ein Aktivist sagte dem "Business Insider" am Morgen, dass bereits 70 Millionen Hongkong-Dollar (umgerechnet rund 800.000 Euro) abgehoben oder in US-Dollar umgetauscht worden seien. Diese Angabe lässt sich nicht überprüfen. In Posts auf dem Netzwerk LIHKG, einer Hongkonger Version von Reddit, sind Fotos von Bargeld zu sehen sowie Bilder von leeren Geldaustomaten.
Die seit zehn Wochen anhaltenden Demonstrationen in Hongkong haben sich mittlerweile zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in der Sonderverwaltungszone und für mehr Demokratie entwickelt. Sie richteten sich zunächst gegen Pläne zur Auslieferung Beschuldigter an China, die mittlerweile auf Eis gelegt wurden. Die Demonstranten werfen Regierungschefin Carrie Lam eine zu große Nähe zur Regierung in Peking vor und fordern ihren Rücktritt.
Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China als eigenes Territorium regiert. Anders als in Festlandchina gibt es in Hongkong das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. Die Demonstranten kritisieren, dass der Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" von Peking zunehmend erodiert wird.
Konjunkturpaket soll helfen
Mit dem geplanten Bankrun wollen die Protestierenden die Wirtschaft Hongkongs treffen. Doch selbst wenn die Aktion wirkungslos verpufft: Die Proteste haben die ökonomischen Probleme des internationalen Finanzzentrums verschärft. Touristen stornieren Hotelbuchungen, Einzelhändler fürchten einen starken Umsatzrückgang.
Der Handelskrieg zwischen China und den USA sowie die Konjunkturabkühlung in der Volksrepublik haben das international stark vernetzte Hongkong bereits schwer getroffen. Regierungschefin Lam warnte vorige Woche davor, dass der nächste Abschwung die Wirtschaft wie ein "Tsunami" treffen werde. Die Regierung von Hongkong hat vor diesem Hintergrund ein Konjunkturpaket im Volumen von umgerechnet 2,2 Milliarden Euro angekündigt. Die Konjunkturhilfen sehen Steuererleichterungen für Geringverdiener und Unternehmen vor. Besonders in der Baubranche sollen mehr Jobs geschaffen werden.
Finanzminister Paul Chan kappte zudem die Prognose für das Wirtschaftwachstum in diesem Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt könnte demnach im schlechtesten Fall stagnieren. Bislang war ein Plus von zwei bis drei Prozent vorhergesagt worden. "Es ist klug und vernünftig, anzunehmen, dass der wirtschaftliche Gegenwind weiterhin sehr stark sein wird", sagte Chan.
Quelle: ntv.de, mit rts