Wirtschaft

Medienmogul und Schöngeist Hubert Burda wird 75

Hubert Burda mit seiner Ehefrau Maria Furtwängler. Der umtriebige Verleger wird 75 Jahre alt.

Hubert Burda mit seiner Ehefrau Maria Furtwängler. Der umtriebige Verleger wird 75 Jahre alt.

(Foto: dpa)

"Focus", "Bunte", "Elle", "Freundin", "Playboy", "Super Illu" - der Mann hinter diesen und vielen anderen bunten Blättern könnte sich längst zur Ruhe setzen. Doch daran scheint Hubert Burda auch mit 75 Jahren nicht zu denken.

Eigentlich war er als Jüngster gar nicht dafür vorgesehen, den Verlag der Eltern zu übernehmen. Seine Brüder dachten, dass er Kunsthistoriker bleibt und Galerien aufmacht. Und eigentlich war er auch, wie er einräumt, "fast pleite", nachdem er 1992 die Boulevardzeitung "Super!" einstellen musste. Doch Hubert Burda setzte sich durch und machte das Familienunternehmen zum Weltkonzern. Am 9. Februar wird er 75 - und ist weiter als Verleger tätig.

Burda auf der "Digital Life Design" - der Visionär hat schnell auf die neuen Zeiten umgestellt.

Burda auf der "Digital Life Design" - der Visionär hat schnell auf die neuen Zeiten umgestellt.

(Foto: dpa)

"Das Internet ist das Instrument für personalisierte Real-Time-Information", sagte Hubert Burda 1996 bei den Münchner Medientagen. Heute ist klar: Das war visionär. Doch damals wurden solche Visionen von vielen noch belächelt - mit der Folge, dass Europa den digitalen Aufbruch verpasste und US-Konzerne wie Google, Facebook und Amazon den Markt beherrschen.

Die Tradition der Familienunternehmen verhindere Innovationen in Deutschland, wird oft behauptet. Burda hat das widerlegt. 1903 begründet Franz Burda die Dynastie in Baden. 1929 geht die Druckerei in Offenburg an den späteren Senator Franz Burda über, der mit einer Radioprogrammzeitschrift viel Geld macht. Später gründet auch seine Frau Aenne einen Verlag: Millionen Frauen im Nachkriegsdeutschland nähen sich mit den Schnittmusterheften der "Burda Moden" die Kleider.

"Jetzt habe ich das Unternehmen aufgebaut, und du arbeitest über Ruinen", seufzt der Vater, als Hubert Burda 1966 seine Doktorarbeit über "Die Ruinen in den Bildern des Hubert Robert" schreibt. Doch nach einer Erbschaftsteilung mit seinen Brüdern Franz und Frieder übernimmt der Jüngste 1987 das Verlagsgeschäft mit 15 Zeitschriften in Deutschland. Heute sind es weltweit 440 gedruckte und digitale Medien. Mehr als 10.000 Mitarbeiter machten 2013 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.

Massenmedien und Kunst

Als Urlaubsvertretung seines Vaters fing Burda 1974 bei der "Bunten" an. "Jetzt zählten nicht mehr Heidegger, Handke, Nietzsche oder Beethoven, sondern Heintje, Roy Black, Peter Alexander und Inge Meysel", schreibt er in seinem Buch "Die Bunte Story". Von 1976 bis 1986 leitete er als Chefredakteur die Zeitschrift und machte aus ihr das erste und führende People-Magazin der Nation.

Intellektuell-elitäre Schöngeisterei und der Klatsch des Boulevards - das sind für ihn keine Gegensätze. Die gesamte moderne Kunst sei "aus einem Crash mit Massenmedien wie Plakaten, Gazetten und Journalen entstanden", erklärt er. Der Pop-Art-Künstler Andy Warhol wurde für ihn "zur Symbolfigur dafür, dass die Welt der Illustrierten und die Welt der Kunst und Literatur nicht unvereinbar sind". Manche sprachen vom "Illustrierten-Heini", der sich nach intellektueller Aufwertung sehnt, doch Burda hielt dagegen: "Media is Art".

Sein größter Erfolg gelang ihm 1993, als er mit Chefredakteur Helmut Markwort den Kampf gegen den "Spiegel" aufnahm. Was kaum jemand für möglich hielt: Der "Focus" etablierte sich mit Nutzwert und Infografiken als zweites deutsches Nachrichtenmagazin. Heute scheint die Zeit der General-Interest-Magazine zu Ende zu gehen, die Auflagen sinken. Aber viele andere Zeitschriften aus dem Hause Hubert Burda Media verkaufen sich weiterhin gut.

"Ich glaube nicht an ein Zeitschriften- und Zeitungssterben", sagte Burda im Dezember 2014. Verleger könnten ihr Geld online aber nicht so verdienen wie mit Print. Statt auf Anzeigen und Bezahlschranken setzt er im Netz auf elektronischen Handel. So betreibt er etwa das Reiseportal HolidayCheck.de, die Partnervermittlung ElitePartner.de, das Business-Netzwerk Xing und den Haustierbedarf-Anbieter Zooplus.

Über die Zukunft des Internets spricht Burda jedes Jahr auf der Konferenz "Digital Life Design" (DLD), zu der er seit 2005 nach München einlädt. Klangvolle Namen versammelt er auch bei der jährlichen Bambi-Verleihung. Fast immer dabei: seine zweite Ehefrau, die "Tatort"-Kommissarin Maria Furtwängler (48), ebenfalls ein klangvoller Name.

Als sich beide kennenlernten, war sie gerade volljährig und er mehr als doppelt so alt. Ihre beiden Kinder Jacob (24) und Elisabeth (23) sind seit 2010 Burda-Gesellschafter - die vierte Generation. Der Sohn aus erster Ehe, Felix Burda, starb 2001 an Darmkrebs. Nach ihm ist eine Stiftung für Krebsforschung benannt. Glaubt man der Biografin Gisela Freisinger, dann wollte Burda immer aus dem Schatten seines Vaters treten, der ihn unterschätzte. Seit er das geschafft habe, inszeniere sich der Präsident der deutschen Zeitschriftenverleger als "Medienfürst" mit höfischem Zeremoniell. Ob und wann er die Macht an seine eigenen Kinder abgibt, steht nach Unternehmensangaben noch nicht fest.

Quelle: ntv.de, von Bernward Loheide, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen