Kooperation mit Apple IBM wittert Riesengeschäft mit Fitnessdaten
14.04.2015, 10:46 Uhr
IBM betont, dass die Daten anonym ausgewertet werden sollen.
(Foto: imago/Westend61)
Pulsschlag, zurückgelegte Strecke und Kalorienverbrauch - Daten dazu will IBM etwa über Fitnessarmbänder sammeln und auswerten. Die Ergebnisse sollen Forschern, Ärzten oder direkt den Nutzern der Geräte angeboten werden.
Der IT- und Beratungs-Konzern IBM will die von Fitnessarmbändern oder medizinischen Implantaten gesammelten Gesundheitsdaten massenhaft auswerten. In Kooperation unter anderem mit Apple sollen die Daten gesammelt und anonymisiert analysiert werden, wie IBM mitteilte. Profitieren sollen die Nutzer der verschiedenen Geräte selbst, Mitarbeiter im Gesundheitswesen und Forscher. Die schiere Masse an Daten sei für Patienten und Mediziner kaum zu bewältigen, "aber es handelt sich auch um eine nie dagewesene Chance, unseren Umgang mit Gesundheitsfragen zu verändern", erklärte IBM-Vizepräsident John Kelly.
Zur Verarbeitung und Auswertung der Daten will das Unternehmen seinen Supercomputer Watson nutzen. Auf die neue Plattform Watson Health können demnach Ärzte, Forscher und Versicherungsunternehmen zugreifen. Um das Projekt schnell anschieben zu können, kaufte IBM den Angaben zufolge die Unternehmen Phytel und Explorys, die sich auf das Management von Daten im Gesundheitswesen spezialisiert haben. Ein Preis für die Übernahmen wurde nicht mitgeteilt.
Bislang liegen medizinische Daten bei den verschiedenen Unternehmen aus der Technologie- oder Gesundheitsbranche. Nach und nach setzen die Firmen aber auf den Erkenntnisgewinn und die geschäftlichen Möglichkeiten, wenn diese Daten zusammengelegt werden. Der Ansatz von Watson Health ist es, riesige Mengen von Patientendaten auszuwerten, um den Menschen individualisierte Angebote zu machen, die ihnen besser helfen und gleichzeitig zu geringen Kosten im Gesundheitssystem führen. Die Vereinbarung sieht vor, dass Umsätze aus den Apps, die Apple, Johnson & Johnson und Medtronic verkaufen, mit IBM geteilt werden.
Personalisierte Daten für Arztbehandlungen
Die nun formierte Allianz ist nicht die einzige. Beispielsweise ergreift Optum Labs gemeinsam mit UnitedHealth und Mayo Clinic ähnliche Maßnahmen. Forscher werten Daten von Kliniken und Versicherungen aus, um Muster zu erkennen, die auf frühe Krankheitsindikatoren schließen lassen und dabei helfen, maßgeschneiderte Behandlungen anzubieten. Die von Präsident Barack Obama dieses Jahr ins Leben gerufene Initiative Precision Medicine wird genetische Daten mit Informationen von Fitness-Tracker-Geräten kombinieren.
Die große Frage sei, wie sich das Gesundheitssystem in Richtung von maßgeschneiderten Beratungsleistungen entwickeln kann, sagte Robert Wachter, Vorstandsmitglied der medizinischen Fakultät der University of California und Autor des Buches "The Digital Doctor". Die von Watson Health produzierten Apps, so Wachter, könnten Ärzte in die Lage versetzen, eine Behandlung für einen bestimmten Patienten basierend auf dem Erbgut und dem Fitness-Level einer großen Anzahl ähnlicher Patienten zu entwickeln. Bis es so weit ist, könnte es aber noch Jahre dauern.
Die Data-Mining-Technologie Watson von IBM hat bereits beeindruckende Resultate zutage gefördert, etwa als Watson 2011 das TV-Quiz Jeopardy gewann, aber bedeutende Umsätze wurden damit noch nicht erzielt. Datenmengen in zählbare Ergebnisse zu verwandeln ist mit erheblichem Aufwand verbunden, insbesondere im Gesundheitssektor. Projekte dieser Art kommen bislang nur schleppend voran. "Leute, die davon ausgehen, dass es so schnell gehen wird wie bei den Shopping-Empfehlungen bei Amazon, haben die massive Komplexität nicht verstanden", so Wachter.
Alle Partner von Watson Health werden Daten zum Pool beitragen. Es sollen aber nur Daten von Patienten weitergegeben werden, welche ihr Einverständnis gegeben haben. Außerdem soll es nicht möglich sein, die Patienten anhand der Daten zu identifizieren.
Quelle: ntv.de, bdk/AFP/DJ