Wirtschaft

Keine Angst um Rom IWF-Experte lobt Italien

Mitten in der Schuldenkrise meldet sich Carlo Cottarelli mit beschwichtigenden Aussagen zu Wort: Trotz gewaltiger Schuldenlasten sieht der hochrangige IWF-Experte für den Staatshaushalt seiner Landsleute keine akuten Probleme. Schwierig dürfte es seiner Einschätzung nach allerdings trotzdem werden.

Bekommt Silvio Berlusconi die Neuverschuldung und Schuldenberg in den Griff?

Bekommt Silvio Berlusconi die Neuverschuldung und Schuldenberg in den Griff?

(Foto: REUTERS)

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht angesichts der Euro-Schuldenkrise derzeit keine Gefahr für den italienischen Staatshaushalt. Das Defizit sei unter Kontrolle, der Primärhaushalt sogar so stark wie in kaum einem anderen europäischen Land, sagte der IWF-Spitzenvertreter Carlo Cottarelli. Allerdings beginne nun der schwierigste Teil im Kampf gegen den Schuldenberg.

Das Euro-Mitglied Italien ist so stark verschuldet wie kein anderes Euro-Land mit Ausnahme Griechenlands, der Schuldenstand liegt bei rund 120 Prozent der Wirtschaftsleistung. In Deutschland liegt die Verschuldungsquote nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat bei 83,2 Prozent. Frankreich kommt auf 81,7 Prozent. Die in den Maastricht-Kriterien vereinbarte Grenze liegt bei 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im vergangenen Jahr lag der Schuldenstand in 14 von 27 EU-Staaten über dieser Marke.  

In absoluten Zahlen übersteigt der längst die Billionengrenze. Nach den Berechnungen von Eurostat steckt die Regierung in Rom mit 1,843 Billionen Euro in den Miesen - bei einem BIP von 1,548 Billionen Euro. Athen dagegen schuldete seinen Gläubigern zum Stichtag Ende 2010 insgesamt "nur" 328 Mrd. Euro. Allerdings verfügt Griechenland mit einem BIP von gut 230 Mrd. Euro über eine weitaus geringere volkswirtschaftliche Schwungmasse.

Vor diesem Hintergrund zeigte sich der italienische IWF-Experte Cottarelli nun zuversichtlich: Wenn die Verschuldung in Italien reduziert werde, könne sich auch das Wachstumspotenzial erhöhen, sagte der Finanzfachmann, der seit 1988 für den Währungsfonds arbeitet.

Geld nach Italien verleihen

Mit einem hatte die Standard & Poor's vor gut einer Woche die Anleger weltweit aufgeschreckt und Licht auf die finanzielle Situation der Italiener gelenkt. Die Analysten senkten den Ausblick für die Bonitätsnote Italiens und begründeten dies unter anderem mit mangelnder Reformkraft und innenpolitischen Bedingungen.

Am Finanzmarkt sorgte das jedoch bislang für keine nachhaltige Verunsicherung: Zumindest bei der jüngsten Emission von Staatsanleihen mit einer Laufzeit von drei bis zehn Jahren traf die Regierung in Rom auf genügend Nachfrage am Markt und platzierte Anleihen im Volumen von 8,3 Mrd. Euro. Für zwei der Papiere muss das italienische Finanzministerium sogar weniger Zinsen zahlen als bei der vorangegangenen Auktion im April, nur bei einem Papier mit sieben Jahren Laufzeit wurde es geringfügig teurer.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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