Wirtschaft

Börsenwert: 17 Milliarden Dollar Investoren feiern Taxi-App

Eine Idee, die Taxi-Fahrer in aller Welt auf die Barrikaden treibt: Uber-Chef Travis Kalanick.

Eine Idee, die Taxi-Fahrer in aller Welt auf die Barrikaden treibt: Uber-Chef Travis Kalanick.

(Foto: REUTERS)

Offene Münder an der Wall Street: Eine junge Software-Schmiede zieht mit einer Smartphone-App mühelos Millionen an. Die jüngste Finanzierungsrunde katapultiert Uber in die obere Börsenliga. Das Start-Up ist plötzlich fast so viel wert wie die Commerzbank.

Und so sieht sie aus: Die Uber-App lockt Investoren an und lehrt Taxi-Fahrern das Fürchten.

Und so sieht sie aus: Die Uber-App lockt Investoren an und lehrt Taxi-Fahrern das Fürchten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die US-Internetfirma hinter der Taxi-App "Uber" hat bei Investoren frisches Kapital in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (880 Millionen Euro) eingesammelt. Die Summe könne sogar noch auf 1,4 Milliarden Dollar steigen, teilte die App-Entwicklerschmiede auf ihrem Firmenblog mit. Rein rechnerisch kommt das Unternehmen damit auf einen erstaunlichen Börsenwert: Durch das bei der Kapitalmaßnahme verzeichnete Interesse steigt die theoretische Bewertung des Unternehmens auf rund 17 Milliarden Dollar (etwa 12,4 Milliarden Euro).

Der Erfolg der jungen Firma bringt selbst erfahrene Analysten ins Grübeln: Einem Bericht des "Wall Street Journal Deutschlands" zufolge kommt Uber damit auf eine der höchsten Bewertungen, die ein von Wagniskapitalgebern finanziertes Start-up jemals erreicht hat. Zum Vergleich: Mit der neuen Einstufung bewegt sich Uber auf Augenhöhe zur zweitgrößten Bank Deutschlands. Die Commerzbank kommt aktuell auf einen Börsenwert von gut 13 Milliarden Euro.

Auto-Besitz überflüssig machen?

"Mit unserem Wachstum und unserer Expansion hat sich die Firma von einem angriffslustigen Technologie-Startup aus dem Silicon Valley zu einer Lebensart für Millionen Menschen in Städten rund um die Welt entwickelt", teilte Uber mit. Das Unternehmen wolle "alternative Transportmöglichkeiten" in Städten anbieten und den Besitz von Autos überflüssig machen.

Seit dem Start in San Francisco vor vier Jahren hat sich der Service nach eigenen Angaben in 128 Städte in 37 Ländern ausgebreitet. Die Uber-Kunden können über ihr Smartphone einen Fahrer buchen, der App-Anbieter behält dabei einen Teil des Fahrpreises als Kommission ein.

Das Start-Up wird von einflussreichen Geldgebern unterstützt. Zum Kreis der Investoren zählen prominente Namen wie Goldman Sachs oder Google Ventures, einer Art Firmen-Brutkasten für junge Start-Up-Ideen, die aus den Erträgen des Internet-Giganten Google finanziert wird.

Das Ende des Taxis?

"Uber revolutioniert die Art, wie wir uns fortbewegen", heißt es vollmundig in der Selbstdarstellung. "Uber verbindet durch seine Apps Fahrer und Fahrgäste, verbessert die Verkehrsinfrastruktur in Städten, erweitert das Angebot für alle und eröffnet Fahrern neue Geschäftsmodelle." Die bei Uber registrierten Chauffeure müssen keine Taxilizenz besitzen, auch Privatleute können sich als Fahrer anbieten. Deutsche Taxifahrer laufen daher Sturm gegen den neuen Dienst, sie betrachten die Uber-Fahrten als illegale Personenbeförderung.

"Am 11. Juni wird es einen Aktionstag der Taxiverbände in Berlin geben", hatte Thomas Grätz, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes, Ende Mai angekündigt. Der Vorsitzende der Berliner Taxivereinigung, Richard Leipold, sagte der "Wirtschaftswoche", geplant sei eine Sternfahrt in der Hauptstadt. Der Verkehr solle aber möglichst wenig behindert werden. "Wir wollen nicht die Stadt lahmlegen."

"Da wird bald etwas passieren"

Der Taxiverband will laut dem Bericht mit Verbänden in Paris, Mailand, Lissabon und São Paulo zusammen einen weltweiten Protesttag organisieren. Zudem bereitet der Deutsche Taxiverband eine Klage gegen Uber vor. "Da wird bald etwas passieren", sagte Grätz.

Die Taxiverbände bewerten das im April in Berlin gestartete Angebot von Uber für eine rechtswidrige gewerbliche Personenbeförderung. Mit dem Programm können sich Privatleute als Fahrer anbieten, sofern sie einen Führerschein haben und eine Überprüfung von Uber bestehen. Wer mit der App eine Fahrt bucht, soll nach Angaben des Unternehmens 20 Prozent weniger bezahlen als für ein normales Taxi. Die Behörden in Berlin prüfen derzeit, ob das Angebot von Uber zulässig ist.

Ende Mai hatte das "Wall Street Journal" berichtet, Uber befinde sich auf der Suche nach frischem Kapital. Das Unternehmen verhandle mit Fondsmanagern über eine Großinvestition in Höhe von 500 Millionen Dollar (366 Millionen Euro), die den Wert des Start-ups auf zwölf Milliarden Dollar steigern könnte, hatte es geheißen. Diese Zielmarke hat Uber nun offenbar deutlich übertroffen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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