Wirtschaft

Euro oder Lire? Italiener lehnen Austritt ab

Rückschlag für Beppe Grillo: Nur 16 Prozent wollen zurück zur Lire.

Rückschlag für Beppe Grillo: Nur 16 Prozent wollen zurück zur Lire.

(Foto: REUTERS)

Zwei Wochen nach der Wahl in Italien schärft eine Umfrage das Stimmungsbild: Das Lager der Euroskeptiker im Land ist offenbar viel schwächer als erwartet. Die Mehrheit der befragten Italiener spricht sich gegen ein Exit-Referendum aus.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,16

Die Mehrheit der Italiener ist einer einzelnen Umfrage zufolge gegen ein Referendum über den Verbleib des Landes in der Euro-Zone. 69 Prozent der Befragten hätten sich dagegen ausgesprochen, wie eine Erhebung des Instituts Ispo für die Zeitung "Corriere della Sera" ergab. Lediglich 30 Prozent waren der Ansicht, dass ein Referendum "sehr gut" oder "gut" sei.

Der euroskeptische Politiker und Ex-Komiker Beppe Grillo hatte ein solches Votum ins Gespräch gebracht. Wie die Umfrage weiter zeigte, sprachen sich 74 Prozent der befragten Italiener ausdrücklich dafür aus, den Euro zu behalten. Lediglich 16 Prozent plädieren für eine Rückkehr zur Lire.

Besonders bemerkenswert: Selbst unter den Anhängern von Grillos "Bewegung Fünf Sterne" herrscht offenbar eine klare Vorstellung von den Vorteilen einer Währungsmeinschaft. 73 Prozent von ihnen wollen den Euro als Zahlungsmittel behalten. 65 Prozent der Grillo-Wähler halten ein Referendum für überflüssig.

Bei der Wahl in Italien Ende Februar hatte sich keine klare Regierungsmehrheit ergeben. Die sozialdemokratisch orientierte Demokratische Partei von Pier Luigi Bersani will trotzdem versuchen, die Regierung zu bilden. Größere Fortschritte gab es bislang nicht. Vergangene Woche hatte Bersani dem Lager der Protestwähler Gespräche angeboten.

Es sei entscheidend, die Sorgen der Wähler Grillos zu verstehen, meinte Bersani. "Es wäre kurzsichtig zu ignorieren, dass es in der öffentlichen Meinung eine große Wut über alle Parteien hinweg gibt." Bersani verlangte von Grillo, Farbe zu bekennen und den Bürgern zu sagen, was er in Italien ändern will.

Keine Gespräche mit Berlusconi

Der Spitzenkandidat des Mitte-Rechts-Bündnisses, der frühere Ministerpräsident und Medienmagnat Silvio Berlusconi, muss sich unterdessen wegen einer Reihe schwerwiegender Vorwürfe vor Gericht verantworten. Koalitionsgespräche mit Berlusconi hatte Bersani ausgeschlossen.

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt seit Jahren in der Krise, Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung sind hoch. Die Ratingagentur Fitch hatte die Kreditwürdigkeit des Landes kurz vor dem Wochenende um eine Note tiefer eingestuft und diese Maßnahme mit den politischen Risiken und den anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten begründet. Der Ausblick sei "negativ", hieß es.

Fitch war die erste der drei international maßgeblichen Ratingagenturen, die sich nach dem unklaren Wahlausgang mit einer Neubewertung der Lage Italiens zu Wort gemeldet hatte.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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