Milliardenverlust mit Derivate-Zockerei JP Morgan bekommt neuen Ärger
19.05.2012, 11:20 Uhr
Wegen Milliardenverlusten bei umstrittenen Absicherungsgeschäften muss sich JPMorgan-Chef Jamie Dimon am Dienstag vor dem US-Senat verantworten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach Börsenaufsicht SEC und Bundespolizei FBI will sich nun eine dritte US-Behörde den Finanzriesen JP Morgan wegen der verlustreichen Spekulationsgeschäfte vorknöpfen: Die Derivateaufsicht CFTC will die Zockereien genauer unter die Lupe nehmen. Bankchef Dimon gerät weiter unter Druck: Am Dienstag muss er vor dem US-Senat Rede und Antwort stehen.
Im Spekulationsskandal um die US-Großbank JP Morgan Chase hat einem Medienbericht noch eine dritte Behörde Ermittlungen aufgenommen. Neben der Börsenaufsicht SEC und der US-Bundespolizei FBI leitete nun auch die Derivate-Aufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) eine Untersuchung zu den Vorgängen bei der größten US-Bank ein, wie die "New York Times" am Samstag auf ihrer Internetseite meldete.
Alle Untersuchungen seien aber bislang noch vorläufig und niemand bei JP Morgan sei Fehlverhalten vorgeworfen worden, berichtet die Zeitung. Allerdings wolle die CFTC die Existenz ihrer Untersuchung bald öffentlich bestätigen – ein ungewöhnlicher Schritt, zu dem die Behörde nur bei den schwersten und weitreichendsten Fällen greift wie beispielsweise dem Zusammenbruch der Handelsfirma MF Global. Demnach wolle CFTC-Chef Gary Gensler Einzelheiten zu der Untersuchung am Dienstag bei einer Anhörung im Senat bekanntgeben. Bei der Sitzung soll sich auch Bank-Chef Jamie Dimon erklären.
JP Morgan Chase hatte vor gut einer Woche eingeräumt, durch Fehlspekulationen mit Kreditausfallversicherungen einen Verlust von rund zwei Mrd. US-Dollar (mehr als 1,5 Mrd. Euro) erlitten zu haben. Die Chefin der verantwortlichen Abteilung, Ina Drew, musste deswegen inzwischen nach mehr als 30 Jahren bei der Bank ihren Hut nehmen. Medienberichten zufolge könnte der Verlust sogar noch steigen.
Laut "Wall Street Journal" hat Bankchef Jamie Dimon intern die Zahl von fünf Mrd. US-Dollar genannt. Die Bank wollte das offiziell nicht kommentieren. Die "New York Times" hatte zuvor berichtet, dass sich die Verluste seit der Veröffentlichung ausgeweitet hätten und inzwischen bei mindestens drei Mrd. US-Dollar lägen. Dimon selbst hatte bei der Ankündigung des Verlusts eingeräumt, dass sich das Minus von zwei Mrd. US-Dollar noch verdoppeln könnte. Am 13. April hatte Dimon Befürchtungen über einen Verlust aus den ungewöhnlichen Handelsgeschäften noch als "Sturm im Wasserglas" heruntergespielt. Am 10. Mai räumt er die Verluste dann öffentlich ein und sprach von "Fehlern, Schlamperei und schlechtem Urteilvermögen". Eine Wette mit Kreditderivaten sei "schlecht konstruiert und überwacht worden" und geplatzt. Zwei Großaktionäre haben JP Morgan und Bankchef Jamie Dimon deshalb verklagt: Sie behaupten, Dimon habe die Verluste und potentiellen Risiken für Investoren falsch dargestellt.
Quelle: ntv.de, hvg/AFP