Wirtschaft

"Schuldenstaaten brauchen Zeit" Jain fordert Geduld

Charmant parlierend präsentierte sich Anshu Jain der deutschen Chefdiplomatie, ...

Charmant parlierend präsentierte sich Anshu Jain der deutschen Chefdiplomatie, ...

(Foto: REUTERS)

Deutsche-Bank-Chef Jain stellt sich Deutschlands Diplomaten vor und nutzt die Gelegenheit, um auch über Europa zu sprechen: Die EZB mache vieles richtig, stützt Jain die Währungshüter, deren Programme derzeit heftig umstritten sind. Die Krisenländer bräuchten mehr Zeit für Reformen, meint der Banker.

... scherzte über die Globalisierung, ohne die alle Anwesenden arbeitslos wären,...

... scherzte über die Globalisierung, ohne die alle Anwesenden arbeitslos wären,...

(Foto: REUTERS)

Deutsche-Bank -Co-Chef Anshu Jain hat für Geduld im Umgang mit den Schuldenländern der Euro-Zone plädiert. Auf dem steinigen Reformweg benötigten die Staaten Zeit, sagte Jain am Dienstag auf einer Diskussionsveranstaltung mit Außenminister Guido Westerwelle im Auswärtigen Amt. Dies dauere bereits in einem freundlichen Marktumfeld lange. Doch die Märkte hätten Schuldenländern wie Spanien und Italien "den Rücken gekehrt".

Die klammen Länder am Rand der Euro-Zone bemühten sich zwar, doch es bestehe die Gefahr, dass die Märkte ihnen nicht die nötige Zeit ließen. "Daher ist es so wichtig, dass ihnen die Zeit gegeben wird." Gerade Deutschland wisse doch, wie langwierig Reformen seien, sagte Jain in Hinblick auf die jüngsten Äußerungen aus der Bundesbank und mancher deutscher Politiker. Es lohne sich, die Euro-Zone zu bewahren: "Meiner Meinung nach wird der Euro überleben."

... widmete sich aber auch ernsthaften Themen wie der Euro-Krise.

... widmete sich aber auch ernsthaften Themen wie der Euro-Krise.

(Foto: AP)

Die Fundamentaldaten von Ländern wie Italien und Spanien seien gut. Mit Blick auf das von der EZB in Aussicht gestellte Anleihenankaufprogramm für Schuldenländer, die unter den Rettungsschirm schlüpfen und sich zu Reformen verpflichten, sagte Jain, er stimme mit "einigen Schritten" der EZB ein. Das Vorgehen der Notenbank sei zwar - vor allem in Deutschland -umstritten. Die Europäische Zentralbank sei jedoch eine wichtige Institution zur Stützung der Schuldenländer: "Es darf aber keine Selbstbedienung geben", fügte Jain hinzu. Er gehe davon aus, dass der politische Wille in den klammen Staaten da sei, das Ruder herumzureißen und Reformen beherzt anzugehen.

Westerwelle ermahnt erneut

Griechenland hatte zuletzt für mehr Zeit zur Umsetzung der Reformen geworben, war dabei allerdings auf taube Ohren in Berlin und Paris getroffen. Im September prüft die Troika aus EZB, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission die Fortschritte der Griechen bei der Umsetzung des mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Reformprogramms. Ohne ein positives Votum droht dem Land die Pleite und ein Ausscheiden aus dem Euro. Im deutschen Regierungslager ist Streit über den Status Griechenlands als Euro-Zonen-Mitglied ausgebrochen.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte offen den Austritt des Mittelmeerlandes gefordert, während Westerwelle dies als unpatriotische Haltung brandmarkte. Auf der Diskussionsveranstaltung mit Jain legte der FDP-Politiker nach: Mit Blick auf den heraufziehenden Bundestagswahlkampf warnte Westerwelle davor, andere Länder in die innenpolitische Konfrontation hineinzuziehen und Gefühle anderer Staaten zu verletzen: "Damit kann man zwar auf Marktplätzen punkten, doch es könnte unsere Glaubwürdigkeit nicht nur in Europa ruinieren." Deutschland habe nicht nur wegen seiner wirtschaftlichen Stärke eine außerordentliche Verantwortung. "Das ganze Rampenlicht ist auf uns gerichtet."

Quelle: ntv.de, sla/rts

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