Wirtschaft

Keine Konsequenzen aus Zinsskandal Jain kann sich auf Entlastung freuen

Anshu Jain hat seitens der BaFin wohl nichts zu befürchten.

Anshu Jain hat seitens der BaFin wohl nichts zu befürchten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Anfang 2015 soll es den Abschlussbericht zur Sonderprüfung im Zinsskandal geben. Bereits jetzt ist zu hören, dass Anshu Jain kein Ungemach zu befürchten hat. Dem Co-Chef der Deutschen Bank könne in dieser Hinsicht nichts nachgewiesen werden.

Nach mehr als zwei Jahren intensiver Prüfung im Zinsskandal lässt die Finanzaufsicht BaFin den Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, wohl vom Haken. Der Abschlussbericht zur Sonderprüfung werde zwar erst Anfang 2015 vorliegen, sagte ein Insider. Nach wie vor deute aber nichts darauf hin, dass Vorstände der Deutschen Bank an Zinsmanipulationen beteiligt waren oder von den Tricksereien einzelner Händler wussten. Es gebe keine Anhaltspunkte für organisiertes Fehlverhalten.

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Jain stand als langjähriger Investmentbanking-Chef besonders im Visier der Ermittler. Dass er nun wohl aufatmen kann, hatte zuvor auch das "Handelsblatt" unter Berufung auf Finanzkreise berichtet. BaFin und Deutsche Bank lehnten eine Stellungnahme ab.

Weltweit gehen Aufseher dem Verdacht nach, dass Händler von Großbanken an Referenzzinsen wie Libor und Euribor geschraubt haben, um Handelsgewinne einzustreichen. Die BaFin hatte dazu im Sommer 2012 eine Sonderprüfung bei Deutschlands größtem Geldhaus gestartet. Die deutsche Finanzaufsicht kann zwar anders als ihre Pendants in den USA und Großbritannien keine hohen Strafgelder verhängen. Sie kann im äußersten Fall aber Vorstände von ihren Posten abberufen, wenn sie schwere Versäumnisse feststellt. Dieser Platzverweis käme einem Berufsverbot gleich.

Entsprechend stand für die Bonner Ermittler die Frage im Vordergrund, ob Manager die Zinsmanipulationen womöglich deckten. Ein Zwischenbericht im Sommer 2013 war weithin noch als schallende Ohrfeige für die Bankführung interpretiert worden. Denn darin war von schwerwiegenden Missständen und gravierenden organisatorischen Defiziten die Rede gewesen. Die Deutsche Bank habe trotz des ausgerufenen "Kulturwandels" nicht die nötigen Konsequenzen aus dem Skandal gezogen.

Auch im Abschlussbericht könnte es eine solche Ermahnung, quasi eine "gelbe Karte", für das Top-Management geben, erklärte der Insider. Das sei im Moment aber noch offen, weil der Bericht noch nicht fertig sei.

So oder so ist das Thema Libor für die Deutsche Bank damit keinesfalls vom Tisch. Finanzkreisen zufolge verhandelt das Institut gerade mit den angelsächsischen Aufsichtsbehörden über einen Vergleich in der Affäre, der bis zu eine Milliarde Euro kosten könnte. Die EU-Kommission hatte dem Institut im Zinsskandal bereits eine Strafe von 725 Millionen Euro aufgebrummt.

Erhebliche Altlasten

Die Zins-Tricksereien sind nicht alles. Die Deutsche Bank wird auch wegen ihrer Rolle im weltweiten Skandal um manipulierte Devisenkurse durchleuchtet - auch wenn sie sich hier nicht in der ersten Reihe sieht, wie Finanzchef Stefan Krause unlängst betont hatte. Außerdem sind noch Klagen wegen umstrittener Hypothekengeschäfte in den USA anhängig. Dort wird auch wegen mutmaßlicher Sanktionsverstöße ermittelt.

Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten summierten sich per Ende September auf rund drei Milliarden Euro und dürften zum Jahresende Insidern zufolge weiter steigen. Eventualverbindlichkeiten sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten. Seit 2012 hat die Bank für Strafen und Vergleiche bereits mehr als sechs Milliarden Euro ausgegeben. Die hohen Belastungen radieren die mühsam erwirtschafteten Gewinne immer wieder aus.

In den Schlagzeilen dürfte die Bank auch mit einer anderen Personalie bleiben: Co-Chef Jürgen Fitschen wird beschuldigt, im Rechtsstreit um die Pleite der Kirch -Mediengruppe die Unwahrheit gesagt zu haben. Das Landgericht München will Insidern zufolge im kommenden Jahr entscheiden, ob es Fitschen den Prozess macht.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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