Wirtschaft

PSP trotzt Brexit Kanadischer Fonds baut Londoner Filiale aus

Aufmarsch von Kanadas berittener Polizei. Auch sie sammelt Pensionsansprüche bei PSP.

Aufmarsch von Kanadas berittener Polizei. Auch sie sammelt Pensionsansprüche bei PSP.

(Foto: REUTERS)

Viele Banken wollen wegen des Brexit aus London abwandern. Der kanadische Pensionsfonds PSP geht den umgekehrten Weg. Er stockt den britischen Standort personell auf - und bringt noch sechs Milliarden Dollar mit.

Die HSBC tut es, genauso wie Goldman Sachs und Morgan Stanley. Die britische Bank Standard Charteres kündigte es ebenfalls an. Auch Fonds und Versicherer spielen angeblich mit dem Gedanken, ihr Europa-Geschäft künftig nicht mehr aus London, sondern vom Kontinent aus zu führen, sobald Großbritannien aus der EU austritt. Denn nach dem Brexit könnte den Instituten die nötige Lizenz für ihre Geschäfte in Europa fehlen.

Für den kanadischen Pensionsfonds PSP Investment scheint das jedoch kein Problem zu sein. Unbeeindruckt von den Absetzbewegungen vom Londoner Finanzplatz kündigt er an, seinen Standort in Großbritannien als Europa-Zentrale weiter auszubauen.

London werde trotz aller Brexit-Unsicherheiten europäisches Drehkreuz bleiben, erklärte Fonds-Chef Andre Bourbonnais in einem Interview mit Bloomberg. Umgerechnet sechs Milliarden Dollar will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren investieren. Das wären bis zu 30 Prozent mehr als heute. Alle Geschäfte sollen aus London gesteuert werden. Das Personal soll deutlich aufgestockt werden. Die Zahl der Investmentberater soll von 28 auf 40 steigen.

"London bleibt globales Finanzzentrum"

London habe bewiesen, dass es sich anpassen könne, erklärte Bourbonnais. Unsicherheiten wegen des Brexit seien kurzfristig. Langfristig werde London ein globales Finanzzentrum bleiben. Die britische Hauptstadt habe viele Alleinstellungsmerkmale, dazu gehörten die Fachkräfte, die juristischen Rahmenbedingungen und eine finanzielle Infrastruktur. Anderswo sei das schwer zu finden, sagte Bourbonnais.

Der Fonds will nach eigenen Angaben auch in Infrastruktur und Immobilien investieren. Zuletzt versuchte PSP im europäischen Private-Debt-Markt mehr Fuß zu fassen. Laut Unternehmensangaben liegen zwischen 150 und 250 Millionen Dollar für Kreditfinanzierungen unmittelbar bereit. Es könnte gegebenenfalls aber auch noch mehr Geld vergeben werden, sagte Bourbonnais. 

PSP verwaltet die Pensionen der kanadischen Beamten, der Streitkräfte und der Polizei. In Europa investiert der Fonds bereits in Cerba Health Care, in ein Immobilien-Joint-Venture mit dem Versicherer Aviva und eine Firma für Flughafen-Infrastruktur.

Derzeit sieht es danach aus, als könnte der Exodus aus London noch eine Weile auf sich warten lassen. Wie eine Studie der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer kürzlich zeigte, wollen die in Großbritannien ansässigen Finanzdienstleister so viel Geschäft wie möglich dort belassen. Nur wer unbedingt muss, bewegt sich, lautet das Fazit.

Selbst Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein erklärte kürzlich gegenüber der BBC, es sei sehr wahrscheinlich, dass London in einem Jahrzehnt immer noch der mit Abstand größte Stützpunkt in Europa sein werde. Das Institut baut gerade eine neue neunstöckige Zentrale in der Nähe des Bahnhofs Farringdon. Die Société Générale errichtet in Canary Wharf ein nicht weniger eindrucksvolles Gebäude. Auch die Citigroup stellte bereits Ende März in einem Memo an die Mitarbeiter klar, dass die Europa-Zentrale der Bank in der britischen Metropole bleiben wird.

Quelle: ntv.de, ddi

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