Wirtschaft

Jeder achte Mitarbeiter muss gehen Karstadt-Chef: Keine Alternative

Natürlich ist auch das Wetter schuld: Ein milder Winter und ein kühler Sommer brachten nicht genug Umsatz im Kleidergeschäft, heißt es bei Karstadt.

Natürlich ist auch das Wetter schuld: Ein milder Winter und ein kühler Sommer brachten nicht genug Umsatz im Kleidergeschäft, heißt es bei Karstadt.

(Foto: dpa)

Bis zu 3000 Mitarbeiter in den Karstadt-Warenhäusern verlieren bis Ende 2014 ihren Job. Die Konzernleitung verteidigt den Plan: man habe keine Wahl. Die verbleibenden Angestellten sollen ab September jedoch nach zwei Jahren im Sanierungstarifvertrag wieder ihr altes Gehalt bekommen.

Knapp drei Jahre nach seiner Rettung vor der Insovenz streicht der Essener Warenhauskonzern Karstadt 2000 Stellen. Insgesamt könnte der jedoch bis zu 3000 Mitarbeiter betreffen, weil auch Teilzeitstellen wegfallen sollen. Karstadt-Chef Andrew Jennings verteidigte die Pläne gegen Gewerkschaftskritik. "Wir machen das nicht, weil wir das wollen, aber aus geschäftlicher Sicht haben wir keine andere Wahl", sagte er vor Hunderten Mitarbeitern der Konzernzentale in Essen.

Karstadt hatte mitgeteilt, bis Ende 2014 von rund 25.000 Stellen 2000 abbauen zu wollen. Jennings sagte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Wir fokussieren uns auf Frühpensionierungen, Nichtverlängerung von befristeten Verträgen und freiwillige Austritte." Insgesamt solle der Abbau so sozial verträglich wie möglich erfolgen.

Handelsinstitut sieht Karstadt auf gutem Weg

Nach Ansicht des arbeitgebernahen Handelsinstitutes EHI reagiert Karstadt mit dem Arbeitsplatzabbau auf steigenden Kostendruck und getrübte Konsumstimmung. "Karstadt zieht Plan B", sagte EHI-Geschäftsführer Michael Gerling.

Das Auslaufen des Sanierungstarifvertrages mit Mehrkosten in Millionenhöhe müsse ein Anlass sein, die Unternehmensplanung zu überprüfen. "Wenn es gut läuft, kann man die Mitarbeiter halten. Wenn die Konjunktur sich dreht, müssen Maßnahmen ergriffen werden", sagte Gerling. Der Abbau von 2000 Arbeitsplätzen sei aber kein Signal für eine erneute Krise des Warenhauskonzerns.

Mitarbeiter zahlten Sanierung mit

Der Stellenabbau ist für die restlichen Mitarbeiter verbunden mit der Rückkehr zum Flächentarifvertrag. Zwei Jahre lang hatten die Mitarbeiter bei Karstadt auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet und damit den Konzern mitsaniert. Ab September sollen wieder die alten Gehälter ausgezahlt werden, inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld - die Mitarbeiter bekommen damit wieder rund 8 Prozent mehr Lohn als in der Sanierungsphase.

Karstadt-Chef Andrew Jennings

Karstadt-Chef Andrew Jennings

(Foto: dpa)

Karstadt war 2009 in die Insolvenz gerutscht und dann ein Jahr später von dem Investor Nicolas Berggruen übernommen worden. Zur Rettung des Unternehmens hatten auch die Vermieter der Häuser dauerhaften Mietsenkungen zugestimmt.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte den Stellenabbau als völlig falsches Signal an die Belegschaft und Kunden. Die Beschäftigten hätten durch den Sanierungstarifvertrag bereits erheblich zum Umbau des Warenhauskonzerns beigetragen. Verdi fordert, statt Stellen zu streichen, müssten die Unternehmensführung und Investor Nicolas Berggruen mehr Geld in die Modernisierung investieren.

Weniger Warenvielfalt soll Profil schärfen

Seit einem Jahr wird in den Kaufhäusern der Karstadt-Kette das sogenannte Programm "Karstadt 2015" implementiert. Die Konzernleitung plant hierbei unter anderem, das Warensortiment auszudünnen. So sollen die nach und nach geschlossen werden. Außerdem sollen Lieferverträge mit Bekleidungsfirmen geprüft werden, ein Teil des Führungspersonals beim Einkauf und Abteilungsleiter wurden ausgetauscht. In der Sprache von Karstadt-Chef Jennings bedeutet das "Modernisierung, Differenzierung, Schärfung des Profils und Simplifizierung". Im Oktober soll bekanntgegeben werden, wie genau dieses Konzept weiter umgesetzt werden soll.

Der Karstadt-Chef verwies im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf das "wirtschaftlich schwierige Umfeld der Eurokrise". Karstadt leide außerdem unter komplexen und ineffizienten Altstrukturen. Laut Jennings droht jedoch keine weitere Schließungswelle. "Es gibt derzeit keine Pläne dazu." Alle Häuser lieferten gegenwärtig einen "positiven Ergebnisbeitrag". Auch ein Teilverkauf, etwa die Trennung von den Premiumfilialen, sei "nicht geplant".

Konkrete Zahlen zur Ertragslage des Unternehmens wollte Jennings nicht nennen. Karstadt mache aber sehr gute Fortschritte und sei auf dem richtigen Weg. Bis 2015 würden 60 der 83 Häuser neu aufgestellt. Heute seien bereits 24 Filialen modernisiert worden. Bislang habe Karstadt 160 Millionen Euro investiert in die Häuser, neue Technologien und bessere Infrastruktur. Das gesamte Investitionsvolumen belaufe sich auf 400 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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