Stillstand statt Hochgeschwindigkeit Keiner will "Trem-Bala" bauen
12.07.2011, 08:52 Uhr
Brasiliens Hochgeschwindigkeitszug "Trem-Bala" lässt weiter auf sich warten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mehr als 500 Kilometer lang ist die Strecke zwischen den brasilianischen Städten Campinas, São Paulo und Rio de Janeiro. Ein Hochgeschwindigkeitszug soll sie möglichst schnell verbinden. Das Problem dabei: Noch will sich kein Unternehmen des 15-Mrd.-Euro-Projekts annehmen.
Die Pläne für Brasiliens ersten Hochgeschwindigkeitszug kommen nicht voran. Am Montag verstrich eine Frist für potenzielle Bieterkonsortien, ohne dass auch nur ein Angebot abgegeben wurde, wie die zuständige Nationale Behörde für Landverkehr (ANTT) mitteilte. Der sogenannte "Trem-Bala" soll die Millionenmetropolen Rio de Janeiro und São Paulo verbinden. Die Investitionen liegen bei umgerechnet mindestens 15 Mrd. Euro.
Die Regierung beschloss nach dem Ausbleiben der Angebote, das Verfahren zu ändern und die Ausschreibung aufzuteilen. Nun solle in einem ersten Schritt über Technologie und Betreiber und anschließend erst über das Baukonsortium entschieden werden, sagte ANTT-Chef Bernardo Figueiredo. Die Regierung halte an dem Projekt fest. Das Problem liege bei der Bildung der aus nationalen Baufirmen und ausländischen Technologieunternehmen bestehenden Konsortien.
Seit Jahren in der Diskussion
Das seit Jahren diskutierte und immer wieder verschobene Projekt ist Teil des Wirtschaftsbeschleunigungsprogramms. Der Löwenanteil der Investitionen soll durch Kredite der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES finanziert werden. Der "Trem-Bala" soll auf der 511 Kilometer langen Strecke die Städte Campinas, São Paulo und Rio miteinander verbinden.
Neben Firmen aus Japan, Korea und Frankreich hatte auch der deutsche Siemens-Konzern immer wieder Interesse signalisiert. Der "Trem-Bala" war bei jedem deutschen Ministerbesuch der vergangenen Jahre prominentes Thema.
"Trem-Bala" zu Olympia?
Brasília wollte den "Trem-Bala" ursprünglich zum Anpfiff der Fußball-WM 2014 fertig haben, änderte aber dann die Zeitvorgabe bis zu den Olympischen Spielen 2016 (Rio), was nach den neuerlichen Verzögerungen ebenfalls fraglich ist.
Hochgeschwindigkeitszugstrecken boomen. Zuletzt hatte in China eine 1300-Kilometer-Strecke in Betrieb genommen. Die Züge fahren dort mit 300 km/h. Allerdings gab es auch bereits die ersten Probleme: Ein Stromausfall unterbrach für mehrere Stunden die Verbindung zwischen Peking und Shanghai.
Quelle: ntv.de, bad/AFP