Fabrikeinsturz in Bangladesch Kik bietet mehr Geld für Opfer an
03.07.2014, 15:55 Uhr
Ein Jahr nach dem Einsturz der Fabrik pilgern Tausende an den Unglücksort, um der Toten zu gedenken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bei einem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch vor über einem Jahr wurden Tausende Menschen unter den Trümmern begraben. Die Firmen aus dem Westen, für die sie arbeiteten, sollen in einen Hilfsfonds einzahlen, aber das Geld fließt nur spärlich.
Die Billigmodekette Kik will ihren Beitrag zum Entschädigungsfonds für Opfer und Angehörige des Unglücks in der Rana-Plaza-Textilfabrik vom vergangenen Jahr verdoppeln. Das Unternehmen habe der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zugesagt, seine Einzahlung von 500.000 US-Dollar (366.000 Euro) auf eine Million Dollar zu erhöhen, teilte Kik im nordrhein-westfälischen Bönen mit.
Die Modekette habe zum Zeitpunkt des Unglücks im April 2013 zwar keine direkten Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten aus dem Rana-Plaza-Gebäude unterhalten. Es sei aber ein "wichtiges Anliegen", die Produktionsbedingungen in Bangladesch nachhaltig und langfristig zu verbessern. "Wir hoffen, dass unsere Einlage weitere Unternehmen dazu bewegt, ebenfalls eine Hilfszahlung zu tätigen", erklärte Kik-Chef Heinz Speet. Insgesamt sollen 3000 Textilarbeiter und Angehörige eine Entschädigung erhalten. Die westlichen Firmen sollen dafür in einen Fonds einzahlen, der von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO verwaltetet wird.
Die Rana-Plaza-Fabrik am Rande der Hauptstadt Dhaka war Ende April vergangenen Jahres eingestürzt, 1138 Textilarbeiter kamen in den Trümmern ums Leben, mehr als 2000 weitere Menschen wurden verletzt. Zahlreiche westliche Firmen hatten in den fünf Fabriken in dem Gebäude Kleider nähen lassen. Ermittlungen zufolge stürzte das Gebäude unter dem Gewicht der ungenehmigten Stockwerke und schwerer Maschinen ein.
Die Kampagne für Saubere Kleidung begrüßte die Aufstockung, dennoch hält sie die von KiK gezahlte Summe für zu gering. „Angesichts des Umsatzes von KiK und der Menge an KiK-Textilien, die am Unglücksort gefunden wurden, müsste die Einzahlung von KiK bei mindestens 5 Millionen Euro liegen“, so Frauke Banse von der Kampagne für Saubere Kleidung. Anders als KiK haben Firmen wie Adler Modemärkte, NKD, KANZ/ Kids Fashion Group oder Benetton allerdings noch gar kein Geld in den Fonds eingezahlt.
Der von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO kontrollierte Rana Plaza Trust Fund ist nach Angaben der ILO nicht einmal zur Hälfte gefüllt: von den mindestens notwendigen 40 Millionen Dollar seien erst 17 Millionen gezahlt. „Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe kann dieses beschämende Verhalten von gut verdienenden Mode-Konzernen nicht hingenommen werden“, sagt Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung.
Erst letzte Woche unterstützten europäische Regierungsvertreter den Rana Plaza Trust Fund und forderten die verantwortlichen Unternehmen auf, substantielle Beträge beizusteuern. Auch im Rahmen Initiative für nachhaltige Textilien vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung rief Minister Gerd Müller die Unternehmen zur Einzahlung in den Rana Plaza Trust Fund auf. In Bangladesch werden Textilarbeitern nur geringe Löhne gezahlt.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP