Wirtschaftsmotor säuft ab Krise zieht Eurozone runter
15.02.2012, 11:44 UhrZum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren ist die Wirtschaft in den 17 Euroländern rückläufig. Zusammengenommen verbuchen sie zum Jahresende ein Minus von 0,3 Prozent zum Vorquartal. Insgesamt ist das vergangene Jahr ein gutes Jahr für die Wirtschaft im Euroraum. Der Trend kippt erst zum Jahresende.
Die Wirtschaft in der Eurozone muss der Schuldenkrise Tribut zollen und ist Ende 2011 erstmals seit rund zweieinhalb Jahren wieder geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Währungsunion sank von Oktober bis Dezember wie erwartet um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte.
Sogar der Wachstumsgarant Deutschland schwächelte, während viele der Euro-Sorgenländer tiefer in die Rezession rutschten. Einzig das Schwergewicht Frankreich verhinderte mit einem Wachstum einen größeren Einbruch. Dem gesamten Währungsraum steht ein hartes Jahr bevor; der IWF sagt 2012 einen Konjunktureinbruch von 0,5 Prozent voraus.
Besserung in Frankreich in Sicht
Während das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland Ende 2011 weitgehend erwartungsgemäß um 0,2 Prozent zum Vorquartal schrumpfte, überraschte die französische Wirtschaft mit einem Plus von 0,2 Prozent. "Frankreich könnte eine Rezession vermeiden", sagte Analyst Michel Martinez von Societe Generale. Italien hingegen steckt bereits mittendrin. Die drittgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum beschleunigte Ende 2011 ihre Talfahrt und schrumpfte um 0,7 Prozent. Bereits im dritten Quartal war das BIP um 0,2 Prozent gesunken. "Das Schlimmste ist wohl vorüber", sagte Chiara Corsa von Unicredit. Auch wenn es im ersten Quartal 2012 noch ein sinkendes BIP gebe, sei leichte Besserung in Sicht.
Für wenig Licht sorgten andere Problemländer wie Spanien, Portugal und Griechenland. In Portugal fiel das Bruttoinlandsprodukt um 1,3 Prozent und in Spanien um 0,3 Prozent. In Griechenland, das dringend auf weitere Milliarden-Hilfen seiner Geldgeber angewiesen ist, schrumpfte die Wirtschaft binnen Jahresfrist sogar um sieben Prozent.
Insgesamt war das Jahr 2011 immer noch ein gutes Jahr für die Wirtschaft im Euroraum. Im Gesamtjahr legte sie um 1,5 Prozent zu. Dazu trug der starke Jahresstart mit einem Plus von 0,8 Prozent bei, auch danach verzeichneten die Statistiker noch moderate Zuwächse von 0,2 und 0,1 Prozent. Der Trend kippte erst zum Jahresende.
EU im Sog der Krise
Auch die Wirtschaft der gesamten EU musste einen Rückschlag hinnehmen: Im letzten Quartal des Jahres 2011 verringerte sich das BIP aller 27 Mitgliedsländer der Europäischen Union Eurostat zufolge ebenfalls um 0,3 Prozent. Die EU hatte im Vorquartal noch ein Plus von 0,3 Prozent erwirtschaftet. Über das gesamte Jahr 2011 hinweg wuchs die gemeinsame Wirtschaftskraft der 27 EU-Länder um 1,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ