Zauberwort Elektromobilität Maschinenbauer unter Strom
20.04.2010, 12:15 UhrDie deutschen Maschinenbauer drängen mit Begeisterung in den Zukunftsmarkt für Elektroautos. Auf die neuen Zulieferer wartet ein Milliardenmarkt.

Viel Erfahrung mit Spulen: Hubwagen, Gabelstapler oder Industriepumpen laufen schon seit Jahrzehnten elektrisch.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutschen Maschinenbauer wollen sich vom Zukunftsmarkt für Elektroautos ein gehöriges Stück abschneiden. Sollte sich die derzeit von Industrie und Politik vorangetriebene Technik durchsetzen, öffnet sich für die Ausrüster ein Milliardenmarkt. Das reine Elektroauto, das keinen Sprit mehr braucht, wird sich aber nur dann in nennenswertem Umfang verkaufen, wenn es deutlich billiger wird. Die Hersteller von Maschinen "Made in Germany" sehen sich dabei in einer Schlüsselrolle. Das Thema spielt auch eine wichtige Rolle bei der noch bis Freitag laufenden Hannover Messe.
"Die Elektromobilität ist einer der wichtigsten Wachstumstreiber für den deutschen Maschinenbau in den kommenden Jahren", sagte der Geschäftsführer des Maschinenbauverbandes VDMA, Hartmut Rauen. Die Branche mit gut 900.000 Beschäftigten wolle führender Anbieter für die entsprechenden Komponenten sein. "Dabei geht es etwa um den Bau von Batterien, Hybridkomponenten, angepassten Getrieben und Leichtbau-Karrosserien", erläuterte Rauen. Bezifferte Umsatzerwartungen für den Bereich gibt es von den deutschen Herstellern bislang nicht. Zu komplex seien die Einsatzmöglichkeiten der Teile und Komponenten.
Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße bringen. Den Markt haben Autokonzerne wie Volkswagen, Daimler und BMW ebenso
im Visier wie Energieriesen wie Eon und RWE. Einige Konzerne haben Testflotten im Einsatz, doch vor allem bei der Batteriertechnik hapert es wegen der hohen Kosten und begrenzten Reichweite noch erheblich. Hier sehen die Maschinenbauer ihre Chance, zu denen neben zahlreichen Mittelständlern auch Konzerne wie ThyssenKrupp oder Gildemeister gehören.
Egal, wo die Autos fahren
Damit Fahrzeuge auch Käufer finden, müssen die bislang noch hohen Mehrkosten von mehreren Tausend Euro gedrückt werden. "Es geht darum, die Kosten zu senken und die Qualität zum Beispiel der Batterieproduktion zu erhöhen", sagte VDMA-Experte Rauen.
Die exportorientierte Branche - rund 80 Prozent der Maschinen gehen ins Ausland - will auch die Autohersteller jenseits des Heimatmarktes bedienen. "Auch in diesem Feld wird der deutsche Maschinenbau seine führende Rolle als Ausrüster der Welt beanspruchen", betonte Rauen. Den Maschinenbauern sei es egal, wo die Autos fahren, aber bei Produktion und Technik müsse Deutschland vorne sein, sagen Branchenvertreter mit Blick auf die Konkurrenz aus China, den USA oder Japan.
Nach einer Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman werden 2025 weltweit reine Elektrofahrzeuge zwar nur einen Anteil von rund drei Prozent haben. Es entstehe aber ein Riesenmarkt für Komponenten für den Elektroantrieb.
Vom Feuerlöschen zum Weichenstellen
"So wird sich zum Beispiel der Markt für Lithium-Ionen-Batterien, Elektromaschinen und Hochvolt-Leistungselektroniken im Jahr 2025 bereits auf rund 80 Mrd. Euro belaufen. Das sind cirka sieben Prozent der gesamten Komponentenwertschöpfung der Automobilindustrie", heißt es in der Studie.
Angesichts der günstigen Aussichten drängt die Industrie auf stärkere Schützenhilfe aus der Politik. Der Autozulieferer und Maschinenbauer ZF Friedrichshafen etwa unterstreicht die Bedeutung der Forschungsförderung.
"Die Märkte für Elektromobilität werden sich dort am stärksten entwickeln, wo es eine Förderung gibt", sagte Vorstandsmitglied Michael Paul. Er sprach von einem zunehmenden Bedarf an elektrischen Antrieben. Denn diese würden nicht nur in reinen Elektroautos und zusätzlich mit Verbrennungsantrieb ausgerüsteten Hybridfahrzeugen genutzt, sondern auch in Gabelstaplern und Reinigungsmaschinen.
Quelle: ntv.de, Tom Käckenhoff, rts