Kritik an Bahn-Politik Mehdorn wettert wieder
08.04.2016, 09:32 Uhr"Wenn es rumste, rumste es eben gleich", sagt Hartmut Mehdorn. Der ehemalige Bahn-Chef gilt als sehr streitbar. Die fehlgeschlagenen Börsenpläne treiben ihn immer noch um. Mit der Bahn-Politik ist er gar nicht zufrieden.
Der frühere Vorstandschef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, bedauert bis heute, dass das Unternehmen nicht an die Börse gegangen ist. Dies hätte "fünf Milliarden Euro gebracht für die Sanierung der Bahnhöfe - und die Bahn weit nach vorn", sagte der 73-Jährige dem "Handelsblatt Magazin". "Die Bahnhöfe hätten die Sanierung bis heute dringend nötig."
Mehdorn war von 1999 bis 2009 Chef des Staatskonzerns. In dieser Position trieb er die Teilprivatisierung der Bahn voran. Der anvisierte Börsengang fiel aber der weltweiten Finanzkrise zum Opfer. Wäre die US-Investmentbank Lehman Brothers ein paar Monate später pleitegegangen, "hätte es gereicht" für das Vorhaben, zeigte sich Mehdorn im "Handelsblatt Magazin" überzeugt. Die Lehman-Pleite im Herbst 2008 gilt als Initialzündung der Finanzkrise.
An der heutigen Politik der Bundesregierung in Bezug auf die Bahn ließ Mehdorn kein gutes Haar. Das Thema Privatisierung sei "ein Tabu" geworden. "Da schalten alle den Verstand aus, sobald nur der Begriff fällt", beklagte er. "Den ursprünglichen Auftrag der Bahnreform kennt heute keiner mehr."
Probleme müsse man aber "sofort lösen, wenn sie entstehen", so Mehdorn weiter: "Sonst werden sie nur größer. Also war meine Devise immer: Nur keinen Streit vermeiden! Wenn es rumste, rumste es eben gleich."
Mehdorn hatte sich vor einem Jahr in den Ruhestand verabschiedet. Zuvor hatte er noch die Chefposten bei der angeschlagenen Fluggesellschaft Air Berlin und schließlich beim Berliner Pannenflughafen BER innegehabt.
Quelle: ntv.de, wne/AFP