Wirtschaft

Folgen des Gastarbeiter-Booms Mehr Arbeitslose mit Migrationshintergrund

Transferbezieher müssen nicht angeben, ob sie einen Migrationshintergrund haben.

Transferbezieher müssen nicht angeben, ob sie einen Migrationshintergrund haben.

(Foto: dpa)

Von den 2,5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland hat inzwischen fast die Hälfte einen Migrationshintergrund. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Bei den Hartz-IV-Aufstockern liegt die Quote sogar deutlich höher.

Fast jeder zweite Arbeitslose in Deutschland hat einen Migrationshintergrund – das geht aus einer aktuellen Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Stand Dezember 2016 hervor, über die die "Welt" berichtet.

Unter den 2,5 Millionen Menschen, die in Deutschland arbeitslos sind, sind Zuwanderer und deren Nachkommen schon lange besonders stark vertreten, Tendenz: steigend. Im gesamten Bundesgebiet haben den Angaben zufolge 43,1 Prozent der Arbeitslosen einen Migrationshintergrund, in den westdeutschen Bundesländern sind es sogar 49,5 Prozent. Den Spitzenwert vermeldet das Bundesland Hessen mit 57,7 Prozent.

Nach aktuellsten Zahlen ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund bezogen auf die Gesamtbevölkerung auf 21 Prozent gestiegen - diese Zahl stammt allerding aus dem Jahr 2015. Neue Zahlen dazu legt die Arbeitsagentur erst Ende des Jahres vor.

"Aufstocker" besonders stark betroffen

Unter den rund 4,3 Millionen "erwerbsfähigen Leistungsberechtigten" – hier sind etwa auch sogenannte Aufstocker enthalten, also Hartz-IV-Empfänger, deren Lohn nicht zum Leben reicht – ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund sogar noch höher. Laut BA liegt die Quote bundesweit bei 52,6 Prozent – im Westen sogar bei 59,9 Prozent.

Weil die Angaben zum Migrationshintergrund - das heißt, wenn die Person selbst oder mindestens eines der Elternteile nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde - freiwillig sind, stützen sich die Statistiker der Arbeitsagentur auf diejenigen befragten Transferbezieher, die antworteten, also etwa 78,6 Prozent.

Besonders in den letzten drei Jahren verzeichnet die Behörde in dieser Gruppe einen deutlichen Anstieg: Noch Ende 2013 lag der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund unter den erwerbstätigen Leistungsberechtigten bei 43 Prozent. Unter der Gesamtzahl der Arbeitslosen hatten lediglich 36 Prozent einen Migrationshintergrund – verglichen mit den Zahlen von Ende 2016 also ein Anstieg um 7,1 Prozent. Auch waren damals mit 2,9 Millionen deutlich mehr Menschen arbeitslos gemeldet als heute.

Spätfolgen der Zuwanderung

Experten machen ein Zusammenspiel diverser Gründe für die Entwicklung verantwortlich. Zum einen spiegelten sich in der höheren Arbeitslosigkeit der Menschen mit Migrationshintergrund noch immer "die Nachwirkungen der Anwerbung un- oder gering qualifizierter Arbeitskräfte bis in die 1970er-Jahre wider", heißt es in einem Forschungsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zu "Migranten am Arbeitsmarkt".

Nach wie vor gibt es zudem bei der Bildung einen starken Zusammenhang zwischen dem Bildungshintergrund der Eltern und dem Schul- und Berufserfolg der Kinder - so setzt sich die Entwicklung bei Kindern, deren Eltern als Migranten nach Deutschland kamen, fort. Hinzu kommt außerdem, dass viele Personen mit Migrationshintergrund unter negativen Fremdzuschreibungen aufgrund ihrer Herkunft zu leiden haben - das wiederum beeinflusst oftmals die Leistungsfähigkeit.

Quelle: ntv.de, jgu

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