"Brutto ist wie Netto" Millionen Arbeitnehmer gehen Nebenjob nach
29.08.2017, 11:36 Uhr
Für viele Menschen reicht der Hauptberuf finanziell nicht aus. Dieser und andere Gründe führen dazu, dass 2,7 Millionen Arbeitnehmer nebenbei noch einen Minijob ausüben - und die steuerlichen Vorteile genießen.
Laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit gibt es mehr nebenberufliche Mini-Jobber denn je. Im Dezember 2016 waren es fast 2,7 Millionen Menschen, die einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Darin enthalten sind auch Selbstständige. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass mittlerweile fast zwei Millionen angestellte Arbeitnehmer neben ihrem Hauptjob einem Minijob nachgehen. Mehr als die Hälfte der angestellten Nebenjobber macht den Minijob zusätzlich zur Vollzeitbeschäftigung.
In den vergangenen Jahren habe es einen starken Anstieg bei Nebenjobbern gegeben. Seit den Hartz-Reformen hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. 2003 gingen lediglich 1,2 Millionen Menschen im Nebenberuf einem Minijob nach. Vor allem Menschen mit einem unterdurchschnittlichen Verdienst im Hauptjob hätten einen zusätzlichen Minijob, meint der Forscher. Doch nicht immer sei die finanzielle Not der Grund. Viele empfänden die geringen Abgaben auch als praktisch, denn "brutto ist wie netto".
"Brutto ist wie Netto"
Geringfügige Nebenbeschäftigungen auf 450 Euro-Basis wurden durch die Hartz-Reformen begünstigt: Minijobber zahlen mit Ausnahme der Rentenversicherung keine Sozialabgaben - von der Rentenversicherung kann man sich allerdings befreien lassen "und das tun auch die meisten", sagt Weber.
Was heute aus finanzieller Sicht hilfreich sei, könne für die Zukunft allerdings kritisch sein, meint er. Bei der Rente könne es dann ein böses Erwachen geben. Die meisten Nebenjobs gibt es im Einzelhandel und Gastgewerbe, in anderen wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Gesundheits- und Sozialwesen. Ihre Hauptjobs haben die Nebenjobber zum Teil in den gleichen Branchen. Am häufigsten arbeiten sie laut der Analyse jedoch hauptberuflich im verarbeitenden Gewerbe.
Quelle: ntv.de, mba/dpa