Triumph bei den Vorwahlen Mit Trump droht der deutschen Wirtschaft ein Fiasko
06.03.2024, 08:34 Uhr Artikel anhören
Wird Trump erneut US-Präsident?
(Foto: REUTERS)
Der "Super Tuesday" ist ein voller Erfolg für Donald Trump. Sollte er wieder ins Weiße Haus ziehen, würde das die ohnehin schon schlechte Lage der deutschen Wirtschaft weiter verschlimmern. Will die Ampel-Regierung dieses Szenario verhindern, muss sie jetzt vorbeugen.
In mehreren amerikanischen Bundesstaaten haben Vorwahlen zur Präsidentschafts-Wahl im November stattgefunden. Mit dem Ende des sogenannten "Super Tuesday" geschah das, was viele bereits befürchtet hatten: Der Republikaner Donald Trump hat triumphiert. Seine Kandidatur für das Amt des nächsten US-amerikanischen Präsidenten gilt damit als so gut wie sicher. Eine denkwürdige Nachricht, die in der deutschen Politik für viel Anspannung und Aufregung sorgen dürfte. So wäre der US-Ex-Präsident mit seinen protektionistischen Tendenzen nicht nur aus geopolitischer Sicht eine reale Gefahr für Deutschland.
Das alte Trauma des Zollstreits zwischen Deutschland und den USA aus Trumps erster Amtszeit ist kaum überwunden, da wird es in einigen ökonomischen Köpfen erneut getriggert. Denn nach wie vor ist die Abhängigkeit groß: Mit einem Exportvolumen von rund 158 Milliarden Euro belegen die USA im Jahr 2023 den ersten Platz im Export-Ranking der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Insbesondere die deutsche Automobilindustrie, aber auch viele andere Branchen, dürften bereits jetzt unter Trumps Zoll-Fantasien leiden. Insgesamt könnte eine zweite Ära Trump die deutsche Wirtschaft laut des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sogar bis zu 150 Milliarden Euro kosten. Das Institut führt diese Analyse auf Ansichten Trumps zurück, wonach der Präsidentschaftskandidat nach einem Wahlsieg Zölle von mindestens zehn Prozent für sämtliche Importe beschließen würde.
Das Kapitel "Trump 2.0" kommt für Deutschlands Wirtschaft zu einer Unzeit, hat unsere Volkswirtschaft doch schon mit ausreichend anderen Problemen zu kämpfen: hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, eine enorme Steuerlast für Unternehmen und jede Menge Bürokratie. Sollte sich nun auch noch das Risiko einer nächsten ökonomischen Eiszeit mit einem der wichtigsten "Wertepartner" Deutschlands erhöhen, scheint das Chaos perfekt.
Um den nächsten potenziellen Krisenherd einzudämmen, müsste die Ampel-Regierung die neue Realität frühzeitig anerkennen und proaktiv handeln. Dazu gehört die Entwicklung alternativer Strategien, die eine breitere Differenzierung internationaler Handelspartner ermöglichen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Das seit vielen Jahren diskutierte Freihandelsabkommen "Mercosur" mit relevanten lateinamerikanischen Staaten sowie eine mögliche Freihandelszone mit Indien lassen noch immer auf sich warten. Ohne Kompromisse von deutscher Seite wird ein Abschluss wohl noch in weiter Ferne liegen. Andere Teile der Welt haben bereits vor Jahren Fakten geschaffen. Im Jahr 2020 haben China und 14 weitere Staaten das größte Freihandelsabkommen weltweit, "RCEP", auf den Weg gebracht.
Ampel muss handeln
Zudem braucht die deutsche Wirtschaft eine geschlossene Regierung hinter sich, die mit vereinten Kräften Subventionen in ausreichender Höhe verabschiedet. Das vielfach diskutierte Wachstumschancengesetz kann nur ein kleiner Anfang sein. Wir leben in einem Zeitalter protektionistischer Tendenzen großer ökonomischer Weltmächte. Dabei spielt das politische System der Global Player keine entscheidende Rolle bei der strategischen Ausrichtung ihrer Volkswirtschaft. Demokratien wie Autokratien arbeiten mit dem gleichen egoistischen Mindset an ihrem eigenen wirtschaftlichen Erfolg. Am Beispiel der USA zeigt sich dies einmal mehr: Politik kann sich ändern - und damit auch die gelebten Werte eines jeden Landes. Und: Wirtschaftliche Zusammenschlüsse, wie das BRICS-Bündnis, gewinnen an Bedeutung. Globale Player wie Indien, die politisch alle Türen nach Ost und West offen halten, werden relevanter. Das globale Schachbrett sortiert sich fortlaufend neu - und die Gewinner von morgen achten jetzt vor allem auf eins: auf sich selbst. Auf all das muss Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt angemessen reagieren.
Und hier schließt sich der Kreis. In einer globalisierten Welt, wie wir sie heute vorfinden, kann keiner ohne den anderen. Internationale Lieferketten verbinden sich zu einem vielschichtigen Labyrinth, dass uns alle aneinander kettet. Auch wenn dieser Zustand aus geopolitischen, Menschenrechtlichen und ökologischen Gründen kritisiert wird: Es wird Jahre in Anspruch nehmen, dieses Konstrukt zu verändern. Diese Tatsache sollte Deutschland als Miterfinder des globalen ökonomischen Kitts stärker für sich nutzen. Noch sind die Tore offen. Noch hat die Ampel-Regierung die Chance, das deutsche - über alle Kontinente hinaus erschlossene - Netzwerk stärker zu nutzen. Noch kann sie die deutsche Wirtschaft in eine sichere unabhängigere Zukunft führen. Egal, wie sich politische Landschaften von befreundeten Ländern noch verändern mögen.
Quelle: ntv.de