Das zweite "AAA" ist in Gefahr Moody's droht Washington
11.09.2012, 18:50 Uhr
Mehr als 16 Billionen Dollar Schulden, unter anderem bei den Chinesen: Was würde George Washington dazu sagen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Schatten des 16 Billionen Dollar schweren Schuldenbergs der USA verlieren die Experten ihre Geduld: Mitten im laufenden Präsidentschaftswahlkampf stellen die Analysten von Moody's die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft in Frage. Nach der Herabstufung durch S&P droht die zweite große Ratingagentur mit den Daumenschrauben.

"Große Unsicherheit über den künftigen Kurs der US-Politik bei der Bewältigung der viel zu hohen amerikanischen Staatsverschuldung": Noch ist der Ruf des Dollar fast ohne Tadel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Ratingagentur Moody's droht den Vereinigten Staaten mit dem Entzug der Bonitätsbestnote "AAA". Sollten die Verhandlungen über den Haushalt 2013 nicht zu einem Rückgang des Schuldenstands führen, werde es wahrscheinlich zu diesem Schritt kommen, teilte Moody's mit.
"Wenn die Verhandlungen zu einer Politik führen, die mittelfristig eine Stabilisierung und dann einen Rückgang im Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt zur Folge haben, dürfte das Rating bestätigt und der Ausblick wieder stabil sein", erläuterten die Moody's-Analysten ihre Einschätzung. "Wenn diese Verhandlungen aber nicht zu einer solchen Politik führen, dann würde Moody's wahrscheinlich das Rating senken, vermutlich auf 'Aa1'." Derzeit führt Moody's die USA noch mit der Bestnote "AAA", allerdings mit "negativem" Ausblick.
Der Dollar geriet durch die Drohung zeitweise unter Druck. Der kletterte im Verhältnis zur US-Währung auf den höchsten Stand seit vier Monaten. An den blieb die Rating-Drohung zunächst ohne sichtbare Wirkung. Abgesehen vom Bewertungssystem von Moody's rangieren die USA auch bei der Ratingagentur Fitch derzeit noch mit "AAA" in der bestmöglichen Bewertungskategorie.
Die konkurrierende Ratingagentur (S&P) - die dritte große Agentur unter den drei großen Namen im internationalen Rating-Geschäft - hatte der weltgrößten Volkswirtschaft bereits im vergangenen Jahr das "AAA"-Rating entzogen. Anders als zunächst befürchtet, hatte die Herabstufung um eine Notenstufe durch S&P vorerst keine negativen Auswirkungen auf die Kreditaufnahme der USA.
Schäuble kritisiert USA
Die USA sind aktuell mit rund verschuldet. Das ist sehr nahe an der gesetzlich festgelegten Schuldenobergrenze von rund 16,4 Billionen Dollar. Das enorme Ausmaß der Verschuldung ist nicht nur Gegenstand innenpolitischer Auseinandersetzungen im laufenden Präsidentschaftswahlkampf.
Auch im Ausland sehen Beobachter die Entwicklung mit zunehmender Sorge - auch und gerade vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in Europa. Ausdrücklich kritisierte zuletzt auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die hohe Staatsverschuldung in den USA, da sie die globale Konjunktur bremse.
"Vor den Wahlen in den USA besteht eine große Unsicherheit über den künftigen Kurs der US-Politik bei der Bewältigung der viel zu hohen amerikanischen Staatsverschuldung", sagte Schäuble im Bundestag. "Daran muss man gelegentlich erinnern."
Mit zweierlei Maß
Schäuble bezieht sich damit auf die politischen Kräfteverhältnisse in den USA: Eine durchgreifende Lösung der Schuldenproblematik ist aufgrund des laufenden Wahlkampfs nicht in Sicht. Im Kongress herrscht zudem zwischen dem Regierungslager von Präsident Barack Obama und den Republikanern eine Art Patt-Situation.
Experten befürchten, dass sich die Lage auch nach den Wahlen im November nur wenig verändern dürfte. Es sei schwierig vorherzusehen, wann der Kongress im Jahr 2013 die Verhandlungen abschließen könne, bestätigte Moody's.
Quelle: ntv.de